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zu wenden, und sieht ihm teilnehmend über die linke Schulter. Sie ist mit einem
Himation bekleidet, das der Komposition der Gruppe zuliebe ungewöhnlicherweise
auf der rechten Schulter liegt und, vorn nach der linken Hüfte herabhängend, den
Unterkörper bis auf die Füfse bedeckt. Sie trägt ein Band um den Kopf; ihr Haar ist
hinten in einen Knoten gefasst; im Haar des Knaben liegt eine Flechte von der Mitte
der Stirn zum Scheitel hin.

Die Gruppe ist von gefälliger Erfindung in handwerksmäfsig flüchtiger Aus-
führung, spätgriechisch. Durch allzu breiten Mund bei dem Knaben und allzu
zierlich kleinen bei dem Mädchen ist ein Versuch gemacht, den Gesichtern deut-
lichen Ausdruck zu geben. In der Ueberschrift sind den Figuren der Gruppe die
Namen Eros und Psyche gegeben. Die Abzeichen der Flügel fehlen zwar, doch
findet die Situation, in welcher zwei sonst für Eros und Psyche durchaus passende
Gestalten vereint sind, ihren Platz am besten in der Reihe von anderen spielenden
Darstellungen eines gefesselten Eros (O. Jahn in Ber. der K. sächs. Ges. der Wiss.
1851, S. 163 f.; Arch. Beitr. S. 185 ff. Stephani im Compte-rendu pour 1877, S. 120 ff.
Vgl. Anth. Pal. II, S. 685, 199. Hinck, Annali XXXVIII, 1866, S. 84 ff.), während
eine solche Scene nur genrehaft von beliebigen Kindern vorgeführt zu glauben,
wenig der Weise antiker Kunst entsprechen würde.

Ueber flügellose Darstellungen des Eros und der Psyche vgl. O. Jahn, Arch.
Beitr. S. 247 ff. Conze, De Psyches imaginibus, S. 23 ff. Eine Wiederholung der
Gruppe, aus Kibyra, kam kürzlich im Kunsthandel zu Smyrna vor; vgl. v. Sybel,
Ant. Sculpt. zu Athen, Nr. 2730.

151. Eros und Psyche. Gruppe. Italischer Marmor, braunfleckig geworden.

H. 1,30.

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Ergänzt: am Eros der Haarschopf über der Stirn,
die Nase (von Gips), die Flügel nach sicheren An-
zeichen, der linke Arm bis auf die Finger, von denen
Mittelfinger, Goldfinger und ein Stück des Zeigefingers
antik sind, der rechte Arm bis auf einen grofsen Teil
der Hand, deren Finger geflickt sind, beide Unter-
schenkel mit den Knieen und Füfsen. An der Psyche
ergänzt: Nase und Oberlippe, die Flügel bis auf kleine
Ansätze, der linke Unterarm mit dem Ellbogen und
der Hand bis auf die Finger, der rechte Ann mit der
ganzen Hand (letztere aus Gips), die Füfse mit dem
untersten Teile des Gewandes, endlich die Basis und
ein Teil des Stammes mit dem Köcher bis auf dessen
oberste Spitze und bis auf das Band, an dem er hängt.
Die Augensterne sind plastisch angedeutet.

Aus der Sammlung Baireuth; früher in Sanssouci,
dann in der Kunstkammer. Oesterreich Nr. 487. Gerhard, B.A.B. Nr. 25. O. Jahn
Arch. Beitr. S. 162, Anm. 69, Nr. 5. Stephani im Compte-rendu pour 1877, S. 160, Nr. 5.
 
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