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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Kaupert, Johann A. [Hrsg.]
Karten von Attika (Heft III-VI): Erläuternder Text — Berlin, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.772#0013
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grofsen Quadern (6 nalaiönvqyog, auf der Karte „Mauerreste"). Schon Ross hat denselben beschrieben
(Arch. Aufs. I, S. 226), freilich als Grabmal; doch spricht die Mächtigkeit und Höhe der Construction
(10,80 zu 9,20 m im Geviert, Länge der Steine 1,25—1,30, Höhe 0,60; an der südöstlichen Langseite
noch 6 Lagen erhalten), sowie die Analogie anderer Thürme (z. B. bei Varnava und vor Eleutherai),
entschieden für eine Befestigung. Nach dem Abhänge zur Strafse hin bemerkt man noch zwei Terrassen
mit antikem und mittelalterlichem Gemäuer. Vielleicht führte eben hier, etwas nördlicher als die heutige
Strafse, von Osten her die Stsiqia ödog vorbei.

Die Klosterruine und Kirche der H. Trias enthält nur vereinzelte alte Steine, darunter (im Innern)
die verstümmelte Herodesherme für Polydeukion „totgds volg loviQotg ngoaü/iiX^oavia" (C. I. A. III, 814).
Noch heute sammelt sich reichliches Wasser in einem Becken der gartenähnlichen Landschaft. (Vgl.
Joh. Schmidt, Mitth. d. athen. Inst. VI, S. 345.) Aus der näheren Umgebung stammt sicher der Grabstein
des Chairelaos aus Hagnus und seiner Gattin, welchen ich auf der nördlichen Wegseite unter den Öl-
bäumen in einer Kapelle „Panagia Mosku" entdeckte („Antikenber." No. 163; die Kapelle ist auf der
Karte nur als Gehöft eingetragen. Auch die Hagnusierinschrift a. a. O. No. 162 soll östlich von Marko-
pulo gefunden sein; dazu noch 2—3 Hagnusier, No. 161. 164. 165?).

Der Name styyeXifa (mit alban. Lokalendung) entspricht freilich genau dem alten l4yyely, worauf
bereits Pantasis, 'Etpijfi. tolv (ftXofiaÜ. 1878 S. 267 aufmerksam gemacht hat. Dieser Demos gehört auch
der gleichen Phyle, Pandionis, an, wie das benachbarte Steiria, Myrrhinus und Prasiai. Der Grab-
stein des Epichares und Ergochares aus Angele ist über Spata nach Athen gekommen („Antikenber." No. 41,
die Fundangabe deutet nach Süden von Spata; er ist der einzige mit diesem Demotikon, welcher
bisher in gröfserer Entfernung von Athen entdeckt wurde). Also lag auch Angele zweifellos in der Nähe.

Die heut gleichfalls verödete Gegend des Dorfes Merenda, südlich von Angelisi, am Nordabhang
des gleichnamigen Berges gelegen, ist längst auf Grund der Namensähnlichkeit und einer inschriftlichen
Bestätigung (C. I. A. II, 575, Decret der Myrrhinusier) als das alte Myrrhinus erkannt worden. Dazu
kommt jetzt ein Altärchen der Artemis Kolainis („Antikenber." No. 149; ein andrer Altar ist nach „Ennea
Pyrgoi" 5 Kilometer südwestlich verschleppt, „Antikenber." No. 180). Bedeutende, im Zusammenhang
erhaltene antike Wohnungsspuren liegen auch hier nicht vor; die auf der Karte verzeichneten gehören
dem zerfallenen Dorfe an. Doch fehlt es nicht an vereinzelten Resten des Alterthums, darunter, in
der Kirche Panagia, ein kleiner Altar mit Rosette, von der gleichen Form wie der oben genannte
(„Antikenber." No. 180), die alte Phrasikleia-Inschrift (C. I. A. I, 469 „Antikenber." No. 160 leider durch
Fanatismus beschädigt), sowie die Inschriftbasis der Athenastatue (C. I. A. III, 69), welche Herodes
Attikos nach Restauration eines Tempels der Göttin errichtet hatte. Im „Antikenber." No. 145 habe ich
die Vermuthung aufgestellt, dass ein in der etwa 1200 Meter östlich entfernten Kapelle H. Georgios
befindlicher Torso mit zerstörtem Oberkörper (No. 143), sowie ein abgesplittertes Gorgoneion an der
Kirche zu Dagla (No. 144) Theile dieses Bildwerkes sein dürften. Auch das Dekret einer Phratrie der
Dyaleer (C. I. A. II, 600) wurde in Merenda gefunden.

In der Gegend Kolimitsi zwischen Merenda und Kollidas sind unter einer flachen Erdan-
häufung mehrere mit Quadermauern eingehegte Sarkophage aus porösem Kalkstein von einfachster
Form geöffnet worden; die Deckel zertrümmert. Einige Thonfragmente liefsen auf gute Zeit schliefsen.
Auch östlich von Merenda sind Reste von Grabanlagen, namentlich ein Tumulus und ein viereckiger
Quaderbau bemerkbar. In gleicher Richtung weiter, vor dem von etwa zwölf Familien bewohnten Weiler
Dagla erhebt sich ein isolirter Felsknauf mit Resten eines fränkischen Thurms. An dem Südfufs der
Höhe, welche hier auch geglättete Wände aufweist, tritt die reichliche Quelle Lada (Elada: Stuart;
Eladal: Spon, der hier eine Dorfschaft ansetzt) zu Tage. Weiter westlich liegt die alte Kirche
der „Erzengel" (Taxiarchi; darin die Antikenfragmente „Antikenber." 144. 147. 148. vgl. 154). Die ganze
Situation, sowie antike Grundmauerspuren, Terrassirungen, Brunnen, weisen auch hier deutlich auf eine
antike Ansiedlung. Die Namen Dagla und Lada klingen alterthümlich.

Damit in Zusammenhang stand wohl auch südlich von Dagla die Kutäla genannte Gegend an
der grofsen Strafse. Neben zahlreichen, z. Th. in situ befindlichen Kalkstein- und Conglomeratquadern
(Richtung von N. nach S.) ist die Hälfte einer grofsen Ölpresse bemerkenswerth, ein trommelartiger
0,80 m aus dem Boden ragender Block von 1,65 m Durchmesser, oben eingetieft bis auf den erhöhten
Rand und nabelartigen Mittelpunkt.
 
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