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Frauenpolitik.

(Fortsetzung.)

„Wie könnte ich dies Ihnen, dem Freunde meines Mannes,
unserm Freunde, versagen, wenn ich gleich jetzt bitten muß,
daß Sie inich verlassen."

„Leben Sic wohl, gnädige Frau. Trösten Sie sich, Sie
Holde, und wenn ich etwas dazu beitragen könnte — o diese
zarte — süße Hand —"

Es ging nicht — er mußte nochmals seine Lippen darauf
drücken. Er war ja der Assessor.

Wenn Clementine nicht sogleich nach dem Abgänge des
Hausfreundes die Thüre zu Hugo's Zimmer aufgeschlossen
hätte — dieser hätte sie durchgebrochen. Er war in höchster
Aufregung, wüthend, tobend. Clementine frohlockte und bat
ihn, doch leiser zu sein, indem der Assessor gewiß noch aus
der Treppe wäre.

„Ten ich zu allen Teufeln wünschen möchte," schrie er.
,,Tas geht doch über alle Gränzen! Die Hände hätte ich
mir au dem Schellenzug wund reißen können. Konnte ich
mir anders helfen?"

Clementine wiederholte ihm ihre Besorgnisse wegen des
Assessors.

„Eben — eben! So kann ihm gleich geschehen, was ich
stir den Fall seines Wiederkommens befehle, daß er die
kreppe hinuntergeworfen werden soll, der malitiöse Kerl —
^er Berläumder — der Verführer. — Meine Clementine —
"min gutes, frommes Weibchen! O wenn Du wüßtest, wie
^ Dich liebe, mein süßes Herzchen, mein Glück!"

Er zog sie an sich heran und hatte Zärtlichkeiten für sie,
die nur die Phantasie des glühendsten Liebhabers erdenken kann.

„Aber der Assessor!" rief er im Grimme. „Ich der harm-
loseste — ungefährlichste Mensch auf Gottes Erdboden. Ha!
'ch Merde es ihm zeigen, daß ich, wenn es darauf ankommt,
em gefährlicher, ein fürchterlicher Mensch sein kann!"

Seine Frau suchte ihn zu beschivichtigen und in das Zimmer
zurückzubringen.

„Ja, Clementinchen — ich will gehen. Aber den Assessor
läßt Du abweisen, wenn er wieder kommen sollte. Nicht wahr?"

„Wenn Tu willst, natürlich."

„Mein Goldclementinchen," lispelte er, sie küssend. „Liebst
Tu mich denn wirklich?"

Clementine schloß hinter ihm ab und machte darauf den
Gang zu ihrer Mutter.

Fünftes Kapitel.

Neue Verwirrungen durch einen andern Hausfreund, einen Arzt aus der
schule der Wichtigmacher.

Neugierig war Jost gar nicht, ob die Welt rund oder
viereckig sei, das war ihm ganz gleich, wenn er nur darauf
stehen konnte. Doch das hätte er herausbekommen mögen,
warum sein Herr abgereist sein sollte, oder ob er denn
wirklich abreisen würde, oder wie oder wann. Ja, sonst
hatte er dies Alles wissen müssen, und nöthig wäre es ge-
wesen, daß er für seinen Herrn alle Gliedmassen doppelt ge-
habt hätte — jetzt hatte er nichts mehr zu thun und das
hieß sein Ehrgefühl beleidigen. Um Alles bekümmert sie sich.
Was geht sie das Packen an? Das versteht sie nicht — das
gehört nur dem Kammerdiener. Sein Herr hat ihn dazu
gedingt, und nur was er sagt, braucht er zu thun. Aber
so geht's, wenn man ihnen die Haube mitaufsetzen hilft.

Der Art waren die melancholischen Gedanken, mit denen
Jost, seinen Schnurrbart streichend, im Salon monologisirte.
Ter Eintritt des Hausarztes und Hausfreundes, des Doktor
Mannhardt, störte ihn. Spähend warf dieser seine Augen umher.
„Bin rasch gegangen," bemerkte er, indem er sich auf den
von Jost ihm dargebotenen Sessel niederließ und die Stirne mit
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