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Die Fliege.

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Ländlich sittlich.

(Ein bayerischer Meister mit seinen Gesellen bei Tische.)
Geselle: „Sonderbar, Meister, jedes Land hat seine Sitten.
Bei mich zu Hause sagt man jewöhnlich: jesegnete Mahlzeit,
und hier jeradewegs: juten Appetit."

Meister: „Weißt Du nicht, wo das herkömmt?"

Geselle: „Ne, das uich!"

Meister: „Bei uns kriegt man in der Regel so viet

aufgesetzt, daß man einen guten Appetit haben muß, um Al-
les aufznessen, bei Dir hingegen muß der Segen von oben
Mitwirken, sonst werdet Ihr nit satt!"

Ein moderner Hausherr.

(Bor einem neuen Hause; der dritte Stock ist bewohnt,
sonst noch kein Fensterstock und keine Hansthüre fertig; beide
Eigenthümer am Hause stehend.)

Hausherr: „No, Alte, jetzt sind wir bald fertig und

Alles kann einziehen; jetzt gib Obacht, schreib' Alles auf, was
ich angib, damit wir berechnen könne», was jeden Inwohner
trifft. Also erstens: Hausstener, Gewerbesteuer, Kapitalsteuer,
Kreisumlage, Familiensteuer, Wassersteften, Laternsteuer, Repa-
ratur, Straßcnspritzen, Eisaufhauen, Schneeabführen, allen-
fallsige Krankheiten, Almosen, Schulgeld, zweimal ein Hunds-
zeichen, Hausthüroffenlassen, dann zwei Vögel und eine Katze
zu unterhalten."

Hausfrau: „Ich dächte, den Schauer könnte man

auch des Jahres zweimal aunehmen."

Hausherr: „Ganz recht, vergiß nur nichts, daß wir

nicht das erste Halbjahr schon steigern müffcn!"

Warum die Haselmaierin für'n Herrn Ver-
walter gebetet hat.

Der Meßner in Hiobshanscn wollte Mittags die Kirche
schließen, traf aber noch eine Bäuerin im eifrigen Gebete be-
griffen. Als er sie erinnerte, die Kirche zu verlassen, indem
schon Essenszeit wäre, bat sie noch um ein Vaterunser lang
Geduld. Der Meßner gewährte die Bitte. Tags darauf war
die Bäuerin um dieselbe Zeit wieder im Stuhle und mußte
ebenso an's Fortgehen erinnert werden. Als sich am dritten
Tage die gleiche Scene wiederholte, fragte der Meßner theil-
nehmend die Alte, ob sie vielleicht einen fernen Sohn beim
Militär habe. „Ah, na! erwiderte die Bäuerin, „ich bet' !
alle Tag', wann ich mit meiner sonstigen Andacht fertig bin, j
für Seine gestrengen Gnaden, 'n Herrn Verwalter!"

Der Meßner, dem schon Vieles in seinem Leben vorge-
kommen war, aber noch nie, daß Jemand für den Verwalter
gebetet hätte, meldete diesem das absonderliche Ercigniß. Die-
ser ließ die Alte rufen und fragte sie freundlich: „Liebe Ha-
selmaierin, ich höre, Ihr betet immer für mich. Nun, ich
kann mich nicht erinnern, Euch jemals etwas Gutes gethau
zu haben!" — „G'strcng' Gnaden, ich auch nit," erwiderte
treuherzig die Bäuerin, „aber ich leb' jetzt schon unter drei
Verwalter. Der Erste war Ihr Ahn'l, mit dem hat's nichts
g'heißen; der Zweit', Ihr Herr Vater, war noch ärger, und
Sie sind schlimmer, als alle zwei! Schau'ns, da bet'ich halt,
daß wenigstens Sie noch lang leb'u und Ihr Sohn nit so
bald Verwalter wird, denn 's komnits nichts Besser's »ach, j
| ich sieh's schon!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Fliege"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Busch, Wilhelm
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Tötung <Motiv>
Fußtritt <Motiv>
Karikatur
Fliegen <Familie, Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 859, S. 199
 
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