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Die Weissagung der Zigeunerin.

(Fortsetzung.)

Der Erlös für die Mühle deckte etwa die Kosten der
Ueberfahrt; der Agent, da er eine so unerwartet reiche Ernte
für seinen Zweck aufgehen sah, verweilte länger in dem
Städtchen, die Leute im Thale verkauften all ihr Vieh, und
da der Müller zuschoß, wo es fehlte, war endlich die
sämmtliche Bewohnerschaft des Dörfchens im Walde bereit,
in das ferne unbekannte Land überzusiedeln. Auch im
Städtchen befiel die Auswanderungslust Mehrere, die in
ihren gegenwärtigen Verhältnissen sich unbehaglich befanden.
Selbst ein Caplan, der seine Beichtkinder nicht ohne den
Trost der Religion wollte in die Ferne ziehen lassen, schloß
sich den^ Auswandernden an, und so fand sich am festge-
setzten Tage eine ganze Caravane zusammen, die in bunter
Bcenge, Männer, Weiber, Greise und Kinder jedes Al-
ters, die Handwagen mit mancherlei nöthigem und unnö-
thigem Gepäck beladen, hinauszog in die weite, unbekannte
Ferne. Freilich war ein lautes Schluchzen und Weinen der
Frauen zu hören, als Abschied genommen werden mußte von
dem heimathlichen stillen Thale, von den väterlichen Hütten,
als der erste langgefürchtete Schritt gethan werden mußte
auf jener Reise in die unermeßliche unbekannte Welt hinein.
Die Männer schalten über das thörichte Heulen, aber ihr
Schelten sollte nur die eigene Bangigkeit übertäuben, und
Mancher wandte sich weg, um verstohlen die Thränen von
den Wangen zu wischen; es war eine schwere, schwere Stunde
und manches Herz wollte schier brechen vor Wehmuth und
Bangigkeit. Indessen fort ging es, unaufhaltsam fort in die
unbekannte Ferne hinaus. Die beiden fürstlichen Höfe strit-
ten sich noch um den Besitz des Thales, der Notarius reichte
in Sachen des Brettmüllers David Sartorius noch mehrere
Schriftstücke ein, als dieser mit seinen Reisegefährten die an-
gefochtcne Heimath schon weit hinter sich zurückgelassen hatte.

Wir müssen es bei dem beschränkten Raume der Phan-
tasie des geneigten Lesers überlassen, die kleine Caravane auf
ihrem beschwerlichen Zuge durch die Länder zu begleiten, sich
das bange Gefühl der Armen vorzustellen, als sie, „die Land-
ratten", zum ersten Mal das Meer, den geschäftigen Hafen
und das Schiff erblickten, das ihnen auf langer gefahrvoller
Fahrt zur engen Wohnung dienen sollte. Wir müssen es
dem geneigten Leser überlassen, sich die guten Leute einge-
pfercht unter dem niedern Deck des Schiffes zu denken, all
den Unbehaglichkeiten und Leiden der Seefahrt ausgesetzt, ihre
mit Bangigkeit gemischte Freude, als sie nach langer sorgen-
und schreckensvoller Zeit landeten, und ihr Fuß den Boden
der neuen Welt betrat, alle die Verdrießlichkeiten, Enttäu-
schungen, all das Verwundern und Staunen, das jeder neue
Tag der ersten Zeit hervorrief. Die neue Wanderung land-
einwärts durch fremdartige Wälder, das Gefühl der Ver-
lassenheit, als sic endlich, mitten in dichtem Walde, auf dem
Fleck standen, der ihnen zur Wohnung bestimmt war, als sie
mit dem Bewußtsein, daß nun hier ihre Heimath sein solle,
die ersten Bäume fällten, die ersten Blockhütten aufrichteten,
die rastlose Geschäftigkeit, die nun Tag aus, Tag ein herrschte,
und die sie die Sorge und das bange Heimweh vergessen lehrte,
die Freude des allmäligen Erfolges, das langsame Einge-
wöhnen, Alles dies mag sich der geneigte Leser selbst aus-
malen, wir überfliegen einen Zeitraum von sechs Jahren, und
schauen erst nach unfern Bekannten, als das neue Dörfchen
mitten im Urwalde bereits auferbaut war, umgeben von
Feldern und Wiesen. Die Brettmühle klappert Tag und
Nacht, wie vordem im einsamen Schwarzwaldthale, daneben
aber treibt der mächtige Bach auch eine Getreidemühle; die
Hütten ringsumher siird den früheren daheim nachgebildet,
eine ausgedehnte Wieseufläche, umgeben von einem dichten

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