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Die Macht der Einbildungskraft.

Erzählung von A. D.

Doktor Peregrinus Mäuslein, vor vielen, vielen
Jahren Professor an der medizinischen Facultät, sprach ein-
mal im Collegium über die Macht der Einbildungskraft,
und erzählte seinen Zuhörern das bekannte Beispiel von jenem
Manne, welchen man durch seine eigene Einbildungskraft
tödtete; man sagte nämlich demselben — cs war ein zum
Tode vcrurtheilter Delinquent — daß man ihm die Adern
öffnen werde, man that aber nur so, und der Mann starb
dennoch, blos, weil er sich einbildete, man habe ihm die
Adern wirklich geöffnet.

Nun traf es sich gerade, daß zu der Zeit, als Profesior
Mäuslein diesen Vortrag hielt, in der Stadt ein Ver-
brecher bereits seit mehreren Wochen zum Tode verurtheilt
war. Es war der sogenannte „Saufhannes", ein gutmü-
thiger jedoch verliederlichter Schmiedegeselle, der beschuldigt
war, einen Mord begangen zu haben. An diesen Verur-
theilten erinnerte ein Student den Professor mitten in dem
erwähnten Vortrag, und sogleich rief das ganze Collegium,
das Experiment müsse gemacht werden, der Professor solle
sich den „Saufhannes" ausbitten, und ihn, anstatt mittelst
des Stranges, mittelst der Einbildungskraft hinrichten. —
Doktor Mäuslein entsetzte sich, er wurde kreidebleich, und
schrie und winkte, das verehrte Collegium möge doch stille
sein. Lange dauerte es bis er sich Gehör verschaffen konnte,
und als er endlich zu Worte kam, rief er voll Schauder
und Entrüstung: „Soll die divina scientia anstatt eines
Galgens dienen, soll ihr treuester Diener etwa einen rothen
Mantel anlegen, und ein verabscheuter Henker werden! ?" —
Die Studenten lachten über das Zappeln des kleinen Männ-
chens, über die Angst, welche er zeigte, und weil er, der so
eben noch von der Macht der Wissenschaft mit bewundernder
Verehrung gesprochen, es nicht wagte, ein Erperiment zu
wiederholen, welches er selbst rühmend erwähnt hatte. Nun
stand der Sohn des Bürgermeisters auf, ein ausgezeichneter
Student, der später einer der berühmtesten Aerzte wurde,
und bat den Professor, er möge sich nicht ängstigen, er
wolle es bei seinem Vater richten, besonders, da der Henker
vor einem halben Jahr gestorben sei, und der hochlöb-
liche Stadtrath sich in größter Verlegenheit um einen Scharf-
richter befinde. — Der Professor hieß ihn zornig schwei-
gen, und zu seinem Glücke wurde eben die Stundenglockc

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Macht der Einbildungskraft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Stadtrat
Besuch
Einbildungskraft
Ordentlicher Professor
Ehrung
Wissenschaft
Bürgermeister
Karikatur
Macht
Tod
Rede <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Verneigung <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 984, S. 153
 
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