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178

L iebesklage eines Dampfrosses.

Unter Donner, Rauch und Flammen
Unser Leben lassen müssen:

Wenn wir dann, total zerschmettert,

Ein's kaum kenntlich von dem Andern,

Eng verbunden. Heißgeliebte,

Flugs in's — alte Eisen wandern!

_ C. \l

Der Kaffeekricg in Paderborn.

Am 25. Februar des Jahres 1777 fiel allen Kaffee-
trinkern der guten Stadt Paderborn die Butter vom Brode.
Der Fürstbischof von Paderborn, Herr Wilhelm Anton von
Asseburg, hatte einen Befehl erlassen, worin er seinen Unter-
thanen das „höllische, schwarze Gesöff, so sie Kaffee nennen,"
verbot und sie „bei schwerer Pön" ermahnete, „ihre Mäuler
davon zu halten!" Ein trefflicher Herr war er, der Herr
Fürstbischof, und die Paderborner erachteten sich auch ihm sehr
zu Danke verpflichtet, daß er ihr verarmt und verschuldet
Ländlein wieder in Bliithe und Gedeihen gebracht hatte. Daß

Der Kaffeekricg in Paderborn.

er aber neben anderen heilsamen Reformen jetzt auch die Be-
seitigung des Kaffeegenusses zum Glücke des Landes für noth-
wcndig erklärte, dies verwandelte die Milch der loyalen Denkart
sofort in gährend Drachengift, mit dessen Verbreitung sich
namentlich der ältere Theil der weiblichen Kasfeetrinker in
Paderborn unverweilt befaßte.

Von Haus zu Hans flog die Kunde von der entsetzlichen
Verordnung und goß in so manchen trefflichen Frühtrunkskaffee
bittere Wermuthstropfcn. Dann aber, nach dem ersten Schrecken
kam die Ucberlegnng und mit dieser die Opposition; — bereits
um zehn Uhr Vormittags ging es grimmig von Mund zu
Mund: „Das hat Cyprian Schlvips gethan! Aber Cyprian
Schwips soll uns nicht cujonniren!"

Cyprian Schwips, der Geheimkanzlist Sr. fürstbischöflichen j
Gnaden, hatte soeben seinen Vortrag beim Fürstbischof beendet;
den Kern des Vortrags bildete eine grelle Schilderung von der
Widerhaarigkeit und dem Groll, den das Kaffeeverbot unter den
Paderbornern erregt hatte. Seufzend faltete Herr Wilhelm
Anton die Hände über dem stattlichen Bauche und meinte:
„Da habt Jhr's nun, Schwips! Es hat zu lange gewährt,
ehe wir gegen den Kaffeeteusel vorgegangen sind. Ich kenne
den schwarzen Trank und seine Gefahren nicht, aber Ihr
wußtet darum und hättet es Uns weit früher wissen lassen
sollen. Nun ist, wie Ihr mir klagt, das Geblüt des Volkes
schon zu schwer vergiftet von der Teufelsbrühe und bringt
Aufregung und Empörung gegen uns hervor!" Schwips
verneigte sich mit devotester Miene und bemerkte: „Roch ist
trotzdem nichts versäumt, fürstbischöfliche Gnaden! Wenn
fürstbischöfliche Gnaden nur geruhen, die Verordnung mit aller
Strenge durchzuführen und namentlich — den Kaffeesiedern
das Handwerk zu legen, so wird das fromme Werk dennoch
gelingen; der Himmel lvird seinen Segen dazu geben!" —
„Ja, ich denke, wir werden einige Strenge auswenden müssen!"
seufzte der Fürstbischof wieder, „obwohl cs mir herzlich schwer
wird, gegen meine lieben Unterthanen hart verfahren zu sollen!"

— „ Es ist ja nur zu ihrem Besten, wenn wir den Kaffee-
teufel besiegen!" ivarf Schwips ein. „Wohlan denn, Schwips,"
schloß der Fürstbischof, „sprecht einmal mit Pampilius, damit
er die bewaffnete Macht für alle Fälle in Stand bringt, oder-
besser, schickt ihn morgen früh einmal selbst zu mir."

Schwips verließ das Gemach Sr. fürstbischöslichen Gnaden
und eilte in die Schreibstube, wo er sich noch allein fand;
er benützte dieses Alleinsein zu einer Triumphesfeier, die anfangs
in einem sehr vergnügten Herumschleudern der Hände und Füße
mit dazwischen erfolgenden Lnstsprüngeu bestand und daun in
einem Selbstgespräche gipfelte, das, wie folgt, lautete: „Hehehe!
Richtig nusgedacht, herrlich gelungen! Wart' Dn grober Kaffee-
sieder „zur goldenen Tasse" sammt Deiner hochmüthigen Tochter;
wart' ich will Euch lehren, Cyprian Schtvipsen's Zorn zu reizen!
Mich zu verschmähen, die einfältige Gans, mich, der ich in
meinem besten Mannesalter stehe, kaum fleuuundvierzig Jahre
alt! Wenn ich auch nicht glatt bin, wie ein junger Laffe,
so bin ich doch noch lauge keine „schrumpfliche Scribentenseele,"
wie mich ihr unverschämter Klotz von Vater nannte! Schwaps
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Liebesklage eines Dampfrosses"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Lokomotive <Motiv>
Kuss <Motiv>
Glück <Motiv>
Metallrückgewinnung
Zusammenstoß
Güterzuglokomotive
Eisenbahn
Karikatur
Liebe <Motiv>
Anthropomorphismus
Cupido <Gott>
Recycling
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 69.1878, Nr. 1741, S. 178
 
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