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Fliegende Blätter — 71.1879 (Nr. 1771-1796)

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Nr. 1781
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https://doi.org/10.11588/diglit.4942#0085
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11.

Bestellungen Voerben in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.

t?»i.

Preis des Bandes (26 Nummern) Jt 6.70. Bei directem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich
^7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins JLÜ— IjaaI. -ÖD.
Einzelne Nummer 80

Ein Blatt aus dem Tagebuch meines Urgroßvaters.

Von M. S—m.

Am vierten Tag Uovemliris anno 1694.

— — — Von Stund' zu Stund' sehe ich meiner Reise
Ziel nahrucken; bin gestern am Abend zu Lützen an'kommen
und hoff' schon morgen zu Leipzig zu gelangen. Dorten will

ich dann mit Gottes und unseres Herrn Jesu Christi Hiilf'
ein rechter Gottesgelahrter werden, auf daß ich's heilige Wort
denen Völkern verkünde.

Von Wcissenfcls bis Lützen hat kein Factum sich ereignet,
so des Auffschrcibens wcrth war. Bey leztbenannter Stadt
besähe ich das Schlachtgesildc, da dem Hertzogen Wallenstein
der ketzerische König Eustavus Adolplius eine Schlacht geliefert.
Dorten begegnete mir auch etwas, so zwar meine Porsonam
nicht angehet, welches aber meinen Geist so sehr hat mit Vcr-
wunderung und Erstaunen nngesüllet ob unseres Hehlands Macht,
daß ich's jezt will ausfschrciben.

Hart an denen Thoren von Lützen liegt ein Kirchhofs,
wo ich heut' in der Frühe spazieren that — mniia moo cum
corde volutans, wie der heydnische Poeta Yirgilins Maro saget —
und bewunderte die Monninsnta, so aufs denen Gräbern stunden,
und las die Epitapliia, so darein fein eingemeißelt waren, und
fühlete allerley fromme Gedanken in mir anssknmmcn: von der
Unsterblichkeit der Seel' und von der kurtzcn Dau'r uns'res
Lebens; da erblickte ich plötzlich unweit von mir cync unbestimmte
Pormam aufs der Erden liegend, von der ich nicht sehen kunnt,
was es sey, ob Mann oder Weyb; und als ich näher trat,
sähe ich, daß es eyn alter Mann war, so cyne Mönchkutte an-
hattc und lang hingestrecket vor eynem kleinen Grashügel lag,
das Haubt aufs dem Boden gedruckt und bcyde Hand' im Gras
gegraben. Ich glaubctc, er sey tobt und fastete ihn an, um mich
deß zu gewissem; da richtete er sich aufs, und ich fraget ihn:
„Ehrwürdiger Vater, was thnct Ihr nnff der feuchten Erden?
Stehet aufs, sonst kuuut's Eucrn Leyb schädigen." Dann schüttelte
er scyn Haubt und antwortete mir und sagctc: „Mein Sohn,
warum hast Du mich gestört in meinem Gebcth? Laß' mich

il
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Blatt aus dem Tagebuch meines Urgroßvaters"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Watter, Joseph
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
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Fliegende Blätter, 71.1879, Nr. 1781, S. 81
 
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