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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 3.1907

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Kempf, Friedrich: Zur Baugeschichte des Münsters im ersten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts
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Albert, Peter P.: Zu Hans Baldung-Griens Aufenthalt in Freiburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.2398#0090
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Kleine Mitteilungen und Anzeigen

Ebenso hat Rieher Vorschläge für die Ausführung der
wertvollen, in Silber getriebenen Statue St. Josephs
gemacht, deren Veröffentlichung wie auch die der
großen Monstranz demnächst mit dem ganzen Münster-
schatz von fachmännischer Seite erfolgen wird. Wäh-
rend uns von den meisten metallotechnischen Werken
des Münsterschatzes ihre Urheber unbekannt sind,
kennen wir erfreulicherweise aus der Aufzeichnung
eines Chronisten die Meister, welche die Josephsstatue
geschaffen haben. Diese hat folgenden Wortlaut:

„Anno 1710 ist die silberne Statua S. Josephi, so
von den Oberpflegern des Münsters allhier zu Augspurg
zu machen angeordnet worden, hier angekommen, ist
deßwegen Herrn Bürgermeister Wappen als geschmolzen
künstlich darauf eingeezt worden, weilen er der ersteren
Oberpfleger war und solche hat Herr Zeckel Gold-
schmied in Augspurg verfertigt und hat gewogen
37 Mark 7 Loth 3 Quindl 3 o per Gold, Silber, Macher-
lohn 20 fl 30 kr, der Schild in geschmelzter Arbait
hat Samuel Wolffgang Emalierer in Augspurg gemacht.
Kommt auf 85 fl, als der Stadt Freyburg Abriß 34 fl
Kaisers und Königs Caroli Contraphe 36 fl, Haus
Österreichs Wappen 5 fl, 3 kleinere Wappen als das.
Bayerische [Familie Bayer von Buchholz], Rieherische und
Hauserische per 10/7, die ganze Statua samt Bildschnitzler-
arbait ohne Fuhrlohn betrifft sich auf 1065 fl 33 /fr."

Riehers Bauideen kamen nur teilweise zur Aus-
führung; er würde indessen als einflussreicher Rats-
herr zweifellos all seine Ziele erreicht haben, wenn
es ihm die Mittel erlaubt hätten. Dass ihm diese
fehlten, ist als ein Glück zu betrachten, da sonst

dem veränderten Geschmack der Zeit noch mehr
zum Opfer gefallen wäre, was im Interesse speziell
der gotischen Kunst im höchsten Grade zu bedauern
sein würde. Ökonomische Gesichtspunkte waren
es hauptsächlich, weshalb sich zu jener Zeit über-
haupt wenig Gelegenheit zu baulicher Betätigung in
unserer Stadt geboten hat, da die politisch und wirt-
schaftlich höchst ungünstigen Zeitverhältnisse keine
rechte Kunstblüte, keine mit Begeisterung zu großen
Taten anregende Baulust aufkommen ließen. Auch
darf man nicht vergessen, dass das damalige Freiburg
weder die Residenz prachtliebender kunstfördernder
Fürsten noch Bischöfe gewesen ist, die wie in andern
Städten auf die Kunstpflege ihren Einfluss hätten
geltend machen können.

In freudigster und hingehendster Überzeugung
von der Schönheit und Zweckmäßigkeit seiner Pläne
bemühte sich Rieher, auch maßgebende Persönlich-
keiten für dieselben, insbesondere für die von ihm ge-
priesene Neuerung auf dem Gebiete der Architektur
dadurch zu erwärmen und zu gewinnen, dass er seine
Gedanken durch Vorführung von Modellen zur besseren
Veranschaulichung brachte, die er in selbstloser Weise
auf seine Kosten anfertigen ließ. In diesem letzteren
Bestreben liegt auch der Grund für die Herstellung
des eingangs erwähnten Lettner-Modells.

Das umstehende Wappen Riehers ist eine Nach-
bildung nach dem an der St. Josephsstatue in Email
ausgeführten Schilde.

Zu Hans Baldung-Griens Aufenthalt in Freiburg.

Von

Archivrat Prof. Dr. Peter ?, Albert.

„u dem von uns im I. Jahrgang der
1 „Münsterblätter1' Heft 1 S. 42 gemachten
Angaben über Hans Baidungs Aufenthalt
und Tätigkeit zu Freiburg liefert ein im
Stadtarchiv neuerdings vorgefundenes
Stadtwechsel-Geschäftsbuch aus den Jahren 1509 bis
1519 auf Blatt lll1' folgenden bisher unbekannten
Beitrag, der in dreifacher Hinsicht für das Leben
des auch für Freiburg so hochbedeutsamen Künstlers
von Wert ist. Denn einmal besagt er ausdrücklich,
dass der Maler von Straßburg war oder kam, sodann
dass seine Arbeiten hier in Freiburg schon mit
dem Jahr 1512 ihren Anfang genommen haben und

drittens beleuchtet er nicht uneben den schon da-
mals überaus günstigen Stand seiner Vermögens-
verhältnisse.

Der beachtenswerte Vermerk lautet:

„Enpfangen von dem erbren meister Hanß
Baidung von Stroßburg drihundert und LXXX
gülden an gold uf samstag nach dem nontag
[d. i. Christi Himmelfahrt der 22. Mai] im XII jor."
„Geheren junker Bastyon von Blwmeck."1
„Dis het enpfangen junker Basion von Blwm-
eck uf sant Urbans oben [24. Mai] im XII jor."

1 In diesem Jahr mit Bernhard Schmidt und Meister Ul-
rich Wirtner Pfleger U. L. Frauen Baues.
 
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