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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 41 (7. Oktober 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0237
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1899

JUGEND

Nr. 41

Plakatentwurf für den „Münchner Rennverein“

Max Feldbauer (München)

Die Schafe

Sie lebten in Freud und Frieden und sagten
Mäh, wenn der Hammel es ihnen vorsagte.

Da, eines Tages, war der Geist in sie ge-
fahren, sie empörten sich und blökten wider
den Hammel.

„wir wollen uns selbst regieren!" blökten
sie ihn an.

„Meinetwegen!" sagte der Hammel. —
Am Abende aber, als es kühle ward, fiel
es dem allerdümmsten ein, daß es Zeit sei
zur Heimkehr.

Tr erhob sich, reckte den Kopf und rief
ein herzhaft schallendes Mäh.

Und alle, alle, alle die freien Schafe ant-
worteten Mäh und trotteten hinter ihm her.

Reinhard Volker

£

Missgeschick

Die 'Jungfrau roch an der Lilie
Und küsste sie keusch und kühl.

Sie war der Stolz der familie
Und reich an erlauchtem Gefühl.

Da nahte die würdige ^ante
Und beugte den strotzenden I)als,
Betonte das Ethisch-Verwandte
Und küsste sie ebenfalls.

Der Ohm gediegen und rüstig,

Mit stattlich gerundetem Bauch,

Der sprach: nichts Edleres wüsst' ich —
Und küsste die Lilie auch.

Die Brüder erklärten das Gleiche.

Sie raunten : O Götter-Genuss!

Und ehrten die Lilie, die bleiche,

Mit schallendem Doppelkuss.

Huch sämmtliche Vettern und Basen
Verzückten sich grenzenlos,

Und steckten die schnüffelnden Hasen
Der Lilie in den Schooss.

Und als nun die Jungfrau wieder
Die Lilie }u küssen begehrt,

Da sanken die Hugen ihr nieder:

Die Lilie war übel versehrt.

Es hingen die Blätter so kränklich,
Und schlappten und rochen fatal . . .
Nachahmung ist immer bedenklich, —
Sie schädigt das Original.

Ernst Eckstein

CvcfVD

Cfm Eifer

Lehrer: „Ich sage Ihnen, Herr College,
so ein Innge muß in: Keim erstickt werden,
wenn etwas aus ihm werden soll." <£ ^

Zartes Gewissen

1. Iournalist: Ist nicht der He*
dakteur Revolvermann?

2. Iournalist: Bst — sprechen Sie
leise, der ist schrecklich empfindlich. Cs braucht
nur einer das Wort „Preßhefe" auszusprechen,
dann ist er schon beleidigt.

Schöner Titel

Die Kaffeeschwester: Die Frau Krause
kommt wohl auch heut'?

Die wirthin: Io, aber bitt' schön: „Frau
Krause" dürfen S' ja nit sagen; der ihr Mann
hat an Anstellung kriegt, die ist jetzt „Frau
Bedürfnißanstältsinspektorl"

KulturgeschiMliche Entdeckungen
der „Jugend"

Mode (Sack palerot)

Psalm SS, 12: „Ich habe einen Sack an-
gezogen; aber sie treiben das Gespött
daraus."

„Einjährige" bei den Römern

Anniculus filius (Ulpian, Dig. l,S,S).

Der Sohn als Einjähriger. 5t.

Richterin

Zur Zeit des Ambrosius gab es Richterinnen;
denn er klagt (de vid. 8,44): nulla
ante iudex femina. — Früher gab es
keine weibliche Richterin. 5t.

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Zartes Gewissen
[nicht signierter Beitrag]: Schöner Titel
[nicht signierter Beitrag]: Kulturgeschichtliche Entdeckungen der "Jugend"
Ernst Eckstein: Missgeschick
Max Feldbauer: Plakatentwurf für den Münchner Rennvereins
Reinhard Volker: Die Schafe
[nicht signierter Beitrag]: Im Eifer
 
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