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Nr. 37

JUGEND


1903

Max Feldbauer

Unser Manöverlrerichterstattcr, Herr Dr. ec;u. Max Feldbaues tclcgraphirt uns: „Habe gehorsamst zu melden: Der Soldat Pius Rohirl der
7. Lomp. des k. 2. Inf.-Regts., der auf einem hoffentlich bald erscheinenden Titelblatt*) auf Patrouille ist, hat sich, da ihm das Fressen im
Laufen zu beschwerlich ist und er noch mehrere Acpfel zu verzehren hat, vorschriftsmäßig „hingchaut". Mittlerweile ist ihm aber der dicke
Oberleutnant Graf Haxcl des l. schw. R.-Regts. entkommen, der eine Offiziers-Patrouille ritt. Graf Haxcl wurde am gleichen Abend durch
eine solenne Pfirsich-Bowle gefeiert, während der Soldat Pius Rohirl wegen unzeitgemäßen Apfelfrcssens und in idealem Zusammenhänge
hiemit nicht erfolgter Bemerkung und Erschießung der obenbenannten Officicrspatrouille am nächsten Rasttag Strafpoften zu brennen haben

wird. Im Ucbrigcn ist der Gesundheitszustand der Truppen befriedigend."

*) Anm. d. Red. Siehe das TN.lblatt dieser Rummerl

Mb un drlbb der Bacb

Der Heiner hockt beim Eppelwei
Un fiehlt sich net ganz munner.

Do kimmt der Aans der Bhier erci,

Un redt von blaae Wunner.

„Kimm Heiner," sägt der Sensemann,

„Mer fahre jetzt in Himmel.

Ich spann die flottste Gäulchcr an,

Zwaa Rappe und zwaa Schimmel.

Mer fahre," sägt der das Geripp
Uff Hochdeutsch, „kimm, mcr fahre
Vierspännig, weil mer hibb un dribk
Der Bach net schuftig spare." —

Der Heiner hört's und zuckelt still
Am Stöffche unbeschriee.

„Was dhnt mcr," frägt er, „wann mer will,
Denn dort zu drucke kriee?"

„No Nektar!" sägt des Stcuweoos. —
„Sonst nix? Kaan gute Droppe?"

Kreischt Heiner laut und steckt die Noos
Vor Schrecke in de Schoppe.

Er streicht saan graue Zwickelbart
Un stärkt saan schwache Mage:

,,'Sis nix mit dere Himmelfahrt,

Des kann ich net vertrage.

Laß norz bei schlecht Gebabbel sei
Und spar dei Rapp un Schimmel.

E Himmel ohne Eppelwei

Js — krieh de Kränk! — kaa Himmel!"

Ist

Cdabre5 Gesdncbtcben

Bei einem jüngst niedergegangenen Hagelwetter
lief ein Bäuerlein barhäuptig vor sein Haus und
rief:'

„Liebs Herrgottle, hör auf, i bin net versichert!
Auweh-auweh, auweh!"

MUitav-Lalein

„Navigare necesse est, vivere non est necesse“:

»Der Marine-Stabsarzt."

-Liebe Jugend!

In einer Abendgesellschaft wird über unglück-
liche Zufälle und sonderbare Mißgeschicke ge-
sprochen und ein Herr erzählt die folgende Ge-
schichte, welche sich erst jüngst ereignet hat. Gin
polnischer Lehrer machte mit seiner Frau eine
Fahrt zur benachbarten Kreisstadt. Seine beiden
Kinder, ein ^6 jähriger Junge und ein jün-
geres Mädchen blieben zu Hause zurück und
der Junge fand ein halbverrostetes Gewehr, in
welchem irgend ein ebenso verrosteter Gegenstand
steckte. Nachdem er sich vergeblich bemüht, den-
selben herauszuziehen, will er ihn durchstoßen,
gibt der Schwester im Beisein der beiden Dienst-
mädchen das Gewehr zu halten und stößt mit
einem eisernen Stabe in die Gewehrmündung hin-
ein. Leider befand sich aber auch noch eine alte
Patrone in der Waffe, und durch den Stoß erplodirt
das Geschoß, das ganze Gewehr in Stücke zer-
reißend. Der Knabe und seine Schwester wurden

Schulze-Beilins

durch die Sprengstücke sofort getödtet, die beiden
Dienstmädchen tödtlich verletzt. Aber nicht genug
des Unglücks, eilen daraufhin Vater und Mutter,
welche schleunigst benachrichtigt wurden, in ihrem
Miethsfuhrwerk nach Hause und werden bei der
rasenden Fahrt durch einen begegnenden Last-
wagen umgeworfen. Sie sind sofort todt, der
Kutscher schwer verletzt, die Pferde getödtet.....

Alles ist entsetzt bei dieser Erzählung und
findet kaum ein Wort, das Empfinden auszu-
drücken, das sich bei dieser tragischen Verkettung
unglücklicher Zufälle eines jeden Hörers bemäch-
tigt. Endlich bricht die Frau Obersteuereinnehmers«
gattin das Schweigen. „Nein! Ich begreife
gar nicht, daß so eine Lehrersfamilie zwei
Dienstmädchen halten kann!....."

Gemüthliches aus Schwaben

Einige Damen waren beim Blumenpflücken
vom weg abgekommen. Ein Feldschütz stellte sie
zur Rede und schimpfte fürchterlich. Als er jedoch
die Folgen seiner Grobheit bemerkte, versuchte er
die erschreckten Damen mit den Worten zu trösten:

„Denke Sie sich nix Böses dabei, sobald i
saugrob bin, wird Niemand gestraft, sobald i aber
fei' bin, schreib ich auf und na che ko stets!"

Gedanken

Eine Ehe stiften, ist der alten Jungfer
das, was dem Frierenden ein Schnäpschcn.

Gackern ist nicht die Hauptsache beim
Eierlegen. _

wenn der Rönig Näse ißt, riccht's nach
Veilchen. " v.

»er Kleine Wolfgang al$ Lebensretter

Mutter und Wolfgang gehen an einem Teich
izieren. Da wirft die Mutter die Frage auf:
hin, wölfchen, was würdest Du thun, wenn o\c
ama jetzt ins Wasser fiele?"

„Li, des dhät nix schade — ich weiß den weg
ch Haus!" war die prompte Antwort.
Register
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Militär-Latein
W. Schulze-Belling: Vignette
Ist.: Hibb und dribb der Bach
R. V.: Gedanken
Max Feldbauer: Der Soldat Pius Kohirl
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
[nicht signierter Beitrag]: Gemüthliches aus Schwaben
[nicht signierter Beitrag]: Der kleine Wolfgang als Lebensretter
 
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