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Photographie und Phitoiiophie

Lin Märchen von MgU§1 ZlriNÜberg

; war einmal ein Photograph. Und er photo-
graphirte gewaltig; Profile und Faces, Knie-
stücke und ganze Figuren; und er konnte ent-
wickeln und fixiren, im Goldbad tonen und ko-
piren. Es war ein Tausendsasa! Aber er war
nie zufrieden, denn er war ein Philosoph, ein
großer Philosoph und ein Entdecker. Er hatte
nämlich philosophirt, die Welt sei verkehrt. Das
könne man ja an der Platte sehen, wenn sie im
Entwickler liegt. Was beim Menschen rechts war,
wurde hier links; was dunkel war, wurde hell;
die Schatten wurden Licht, blau wurde weiß, und
silberne Knöpfe wurden dunkel wie Eisen Ver-
kehrt war es.

Er hatte einen Kompagnon,' der ein gewöhn-
licher Mensch voller kleiner Eigenheiten war. Er
rauchte zum Beispiel den ganzen Tag Tabak; er-
kannte nie lernen, eine Thür zu schließen; er steckte
das Messer statt der Gabel in den Mund; er hatte
in den Zimmern den Hut auf dem Kopfe; und er
putzte die Nägel mitten im Atelier; und abends
mußte er drei Glas Bier haben. Er war voller
Fehler.

Der Philosoph, der dagegen fehlerfrei war, hegte
Unwillen gegen seinen unvollkommenen Bruder,
und er wollte sich von ihm trennen, konnte aber
nicht, denn ihre Geschäfte hielten sie zusammen;
und weil sie zusanunenhalten mußten, fingen die
unwilligen Gefühle des Philosophen an, in einen
unraisonnablen Haß überzugehen. Es war schreck-
lich !

Als es dann Frühling wurde, sollü eine
Sommerfrische gemiethet werden, und der Kom-
pagnon wurde ausgesandt, eine anzuschaffen. Und
er schaffte. Darauf fuhren sie eines Sonntags-
abends mit dem Dampfboot hinaus. Der Philosoph
saß den ganzen Weg auf dem Vorderdeck und trank
Punsch. Er war sehr korpulent, und wurde von
mehreren Leiden belästigt; so hatte er etwas an
der Leber, und die Füße waren auch nicht in Ord-
nung, vielleicht Rheumatismus oder dergleichen.
Nun, an Ort und Stelle angekommen, stiegen sie
über die Brücke ans Land.

„Ist es hier?" fragte der Philosoph.

„Nur ein kleines Stück zu gehen," antwortete
der Kompagnon.

Sie gingen einen Fußsteig voller Baumwurzeln;
und dann war der Weg zu Ende unmittelbar vor
einem Zaun. Der mußte geentert werden. Darauf
kam ein Fußsteig mit Steinen. Der Philosoph
klagte über seine Füße, vergaß aber bald den
Schmerz vor einem neuen Zaun, der geentert
werden mußte. Darauf verschwand der Weg wie
von selbst, und man mußte auf bloßen Felshügeln
gehen und sich einen Weg in Büschen und Blau-
beeren treten.

Hinter dem dritten Zaun stand ein Stier, der
den Philosophen bis an den vierten Zaun jagte,
wovon er ein Schwitzbad bekam, das ihm die
Poren öffnete. Nach dem sechsten Zaun war das
Haus zu sehen. Ter Philosoph ging hinein und
kam auf die Veranda hinaus.

F. Steiniger (Dresden)

„Warum sind so viel Bäume da?" sagte er.
„Die beschatten die Aussicht "

„Ja, sie sollen vorm Meereswind schützen!"
antwortete der Compagnon.

„Und hier sieht es aus wie auf einem Kirch-
hof; wir wohnen ja mitten im Fichtenwald."

„Das ist gesund," sagte der Compagnon.

Dann wollten sie baden gehen. Aber es war
kein Badestrand in philosophischer Bedeutung da.
Da war nur der Steingrund mit Schlamm.

Nach dem Bade wollte der Philosoph ein Glas
Wasser ans der Quelle trinken. Es war ein roth-
braunes Wasser von scharfem Geschmack. Es taugte
nicht. Nichts taugte. Fleisch konnte man nicht
kaufen, und Fisch war das einzige, was zu haben
war.

Der Philosoph wurde finster und setzte sich
unter einen Kürbis, um zu klagen. Aber bleiben
mußte er; und der Compagnon kehrte nach der
Stadt zurück, um das Geschäft während des Ur-
laubs des Kameraden zu führen.

Sechs Wochen waren vergangen, als der Com-
pagnon zu seinem Philosophen zurückkehrte.

Auf der Brücke stand ein schlanker Jüngling
mit rothen Backen und braunem Hals. Es war
der Philosoph, verjüngt und lebenslustig.

Er sprang über die sechs Zäune und jagte den
Stier vor sich her.

Als sie auf die Veranda kamen, sagte der
Compagnon:

„Du siehst wohl aus, wie ist es dir ergangen?"

. „Ja " sagte der Philosoph, „ausgezeichnet! Die
Zaune haben mir das Jett genommen; die Steim
haben meine Füße massirt; der Schlamm hat mir
ein Schlammbad gegen den Rheumatismus ae
geben; die leichte Kost hat meine Leber geheilt'
der Fichtenwald meine Lungen; und kannst du dir
denken, das braune Quellwasser enthielt Eisen
just was ich brauchte

„Ja. du Philosoph," sagte der Compagnon;
„von der Negativplatte bekommt man eine Positiv
platte, wo die Schatten wieder Licht werden. Wen»
du eine solche Platte von mir nehmen und nach
sehen wolltest, welche Fehler ich nicht habe, würdest
du mich nicht hassen. — Denke nur nach: ich trinke
nicht, und darum besorge ich das Geschäft; ich
stehle nicht; ich führe keine üble Nachrede über
dich; ich klage nie; ich mache nie weiß zu schwarz;
ich bin nie unhöflich gegen Kunden; ich sich
morgens zeitig auf; ich putze die Nägel, um de»
Entwickler rein zn halten; ich trage den Hut ans
dem Kopfe, damit nicht Haare auf die Platten
fallen; ich rauche Tabak, um die Luft von giftigen
Dämpfen zu reinigen; ich lehne die Thür nur an,
unr im Atelier keinen Lärm zu machen; ich trinke
des Abends Bier, um nicht dem Whisky zu m>
fallen; und ich schiebe das Messer in den Mund,
um niich nicht mit der Gabel zu stechen "

„Du bist wirklich ein großer Philosoph," sagte
der Photograph, „und nun wollen wir Freunde
sein! Dann werden wir weit kommen."

(Aus dem unveröffentlichten schwedischen Manuskripte
übersetzt von Emil Schering)

Liebe Jugend!

Im X. Infanterie-Regiment der Garnisonstadt
Y. hat beim Einzel-Exerzieren der Rekruten der
Gefreite Herber das Eommando seines Haupt-
manns gar zn deutlich nachgeahmt. Der erzürnte
Rompagnie-Ehef bestraft ihn deswegen mit drei
Tagen Mittelarrest. Der Herr Feldwebel verließ
am nächsten Tag aus dein parolebuch ber Aon?
xagnie: „Der Gefreite Herber erhält drei Tage
Duttelarrest, weil er beim Tommandieren die
Stimme seines Rompagnie-Thefs nachahmte und
wie ein Mchs brüllte."



1904

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Da hockt vor dunkle
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Scheu in dem Blatt,
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Trübe nicht die Mc

Mahres Gefchichtchen

Sin junges Mädchen wurde befragt, wo ßf
geboren sei. Zögernd antwortete sie: „Hu Furth.
— „Ah, im bayrischen Wald?" — „Nein!" Z
„In Gchsenfurth vielleicht?" — In qualvoller
Verlegenheit lispelte die Fee unter starkem
röthen: „In Schweinfurt!"

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Sang ein Voge
„Mädchen, trüb
Der den Himm'
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„Sorge nicht u
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Hättest damals
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P-’eutfd) von Ho

Ein paar Sprüchlein für Trauen

Hänge an Deinem Geliebten, aber wie ei»
Blumengewinde, nicht wie eine Kettel

Sei nicht immer dieselbe; in jedem Man»'
steckt ein Stück Paschal

Sophie Diefz

Moritz v. Schivind

Gib ihm Recht; Recht behalten thust I»
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4
Register
R. V.: Ein paar Sprüchlein für Frauen
August Strindberg: Photographie und Philosophie
Moritz v. Schwind: Sophie Dietz
Ferdinand Steiniger: Zierleiste
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
 
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