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,9i°<t)bc

n" Blumenthal 6cm harmlosen, nuten
•tu»0ni.■ ■Clt Röstl" das Fell des todten Löwen

darf er nicht mehr das Brandenburger

°* kassieren.

Die große Frage

dröhnt die Welt vom Völkerkampf,
erstickt in Blut und Dampf,

Ten LA in einem Meer von Leiden
x Menschheit Loose bann entscheiden.

Ten"^."brr die (Gebirge spannt
ll»d ^''ite seine stiänberlinnd,
i'Wt gewaltigem btzeschnauf
sich der Banker tronig anf.

h^°ch Michel mit der Zipfelmütze
liJJF* nttzemloS in seiner Pfütze
üriibelt still, wer wolil zuletzt
" «>ppe sich anf'S Stühlchen setzt!

It. Vulltvl

Grileinheir

^ (An Wildenbruch)

innerst gegen die „da oben" loS,
ig|e unser Eigenthum zerstöre» lassen?
verschandeln die alten Denkmäler bloß,
"ut sie zu ihre» neuen passen.

U. K.

Harmloses Gespräch

tnitai* Kadett: Dem berühmten französischen Ad-
der durch seine Tochter Luise, die
5ct. sm °eS Prinzen Wilhelm Von Oranten, Ahn
nt tz»Mestüt geworden ist, soll ja bei dem Schlosse
2 "r," tin Denkmal gesetzt werden,
lind .'Kadett: Ja, aber die Ausstellungsarbeiten
plötzlich unterbrochen worden,

»' Kadett: Warum denn'?

Äerz^"adelt: Es hat sich herausgestellt, daß der

s

niederen Adel angeyörte.

"0 ^rinii,iiinlsch»ll!ollrgi»m als Erzirher

?)Nj/^,vovinzialschulkollegium hatte auf der ganzen
negt; der Widerstand des Berliner Ma-
fiV?1 gebrochen, seitdem der Lberbürger-

.'0 darf nprnnVLl'iil'lf ninv hrtHp hn hnr

cT'-'llov r *rv jjtvu'uicii, icuuuh vci

x° hart aematzregelt war. (kr hatte, da der
ver on, Gemeindeschule ausgebessert werden
Nkh», ' die Reparatur durch einen Maurer vor-
der e',.lassen, der Sozialdemokrat und Mitglied
?Ueu v'.vngiösen Gemeinde tvar und dazu noch
M mvdlnischcn Namen trug. Da die Genehmigung
Diau^dviuzialschulkollegiiims zum Einlaß dieses
Mrd°"? 'u den Schulabort nicht eingeholt war, so
"ersto. °Lr Oberbürgermeister nach Forbach stras-
seitdem wurden sännntliche städtische Schul-
§tadir««r,""^rhalb der Unterrichtsstunden durch
Mre„ bewacht, die in Schilderhäusern postirt
!"» alle Stunden abgelösl wurde». Wer einen
nicht ?chu>hauses zu einem mit dem Unter»
> ^kde i, Alanin,enhängenden Ztveck betreten wollte,
»Uniiehs/mn Provinzialschulkollegium geschickt, um
, Das qnnen Passirschein zu holen.

Mr jep,; ""ezimmer des Proviuzialschulkollegiums
Lage Cp! „'Wer sehr belebt. Belauschen wir an einem
°er Ovn i Besucher. Zuerst tritt ein Steuerbole ein,
dem im Schulgebäude wohnenden Schul-

diener der 39, Knabenschule die Steuern einziehen
will und die Genehmigung znm Betreten des Schul-
hauses erbittet. Ihm folgt ein Gerichtsvollzieher,
der bei dem Rektor der >76, Mädchenschule eine
Pfändung vorzunehmen hat. Dann kommt ein
Staatsanwalt, Der Defraudant Jenner aus Wien
hatte sich im Vertrauen darauf, daß das Betreten
keines Gebäudes der Welt einschließlich der Kaiser-
gräber in Mulden und des Dalai-Lama-Temvels in
Tibet io erschwert ist, wie der Eintritt in ein Berliner
Schulhaus, seit Wochen in einer Bodenkammer der
Viktoria-Realschule häuslich eingerichtet; der Staats-
anwalt bittet um die Erlaubnis, ihn dort zu ver-
haften, Heftig pustend folgt ihm eine dicke Dntne
mit einer Tasche, aus der eine Spritze hervorguckt;
es ist eine weise Frau, die in einer dringenden, mit
dem Unterricht nicht zusamineuhängenden Angelegen-
heit zu der Frau des Direktors deS Franz Joses-Gym-
naiiums gerufen ist. Schließlich konnnl noch mit
mächtigem Läuten die Feuerwehr angefahren; in dem
Sophienstädtischen Realgymnasium ist Feuer aus-
gebrochen,

Alle diese Petenten werden der Reihe nach von
dem Dezernenten empfangen und mit dem Benierken
entlassen, daß über ihre Gesuche in der nächsten
Sitzung des Provinziaischulkollegiums berathen und
entschieden werden wird, »'rin«

§ 184

Ihr seid die Rechten, um Literatur
Und Künste sittlich zu richten!

Such ist das Alles ja Mittel nur.

Die Freiheit damit zu vernichten.

Was? Gegen Zote und Schweinerei,

Da brauchtet Zhr nicht zu „tagen";

Da ist jeder ehrliche Kerl dabei,

Das Gistzeug niederzuschlagen!

Doch was Zhr wollt, das wissen wir sacht:
Das Volk, das sich so lange
Ließ reiten von Kirche und priestermacht,
Ss beißt jetzt gegen die Stange.

Luch ist im Sattel nicht mehr

ganz wohl.

Da kommt die Sitte, die Sitte
Gerade recht! Die Sitte soll
Luch wieder helfen beim Ritte!

Und hättet Ihr nur erst festgeschnallt
Den Bauchgurt — sittsam und bieder, —
Dann brächtet Zhr bald in Sure Gewalt
Auch leichter die Mähre wieder...

Den Paragraph hundertachzig und vier,
Richt wahr? Den könnte man strecken
Und dehnen!? Den Riemen könnt Ihr
Gut brauchen zu Sueren Zwecken?

Za. „Pornographie und Prostitution",

So ginge erst sanftes Gestöte!

Doch schließlich henktet Zhr Liliencron
Und Zola, Rietzsche und Goethe-

Rein, werthe Herrn, Ihr nehmt ja entsetzt
Gern schlimme Annoncen beim Wickel,
Weshalb verlangt Zhr denn

selber jetzt

Linen ff. Gummi-Artikel??

Oer neue Olularcst

Rurz nach seiner Rückkehr vom Sittlichkcits
Rongreß stellte Liccntiat Bohn eine Ange-
hörige seiner Gemeinde zur Rede: „Du sollst
mir dem Forstgehilfcn in unerlaubtem Ver-
kehr gestanden sein?" —

„G nein... ich hatte cs ihm erlaubt!"
antwortete treuherzig das Lkarurkind.

Militär uncl Sittliclikeits-Vastor
„stn boc signo vincesl"

Du wahren SittUebkeitsbüter

Pastor Cit. Bahn in Köln: Ich muß über mein
Heimatland Klagen, wie einst der Prophet über das
seinige: „Der Hurereigeist hat sie verführet,
daß sie wider ihren Gott Hurerei treiben."

Da haben wir's; wir werden krank und kränker.
An Leib und Seel', ach, sind wir sittenlos!

Wir sind kein Volk der Dichter mehr

und Denker,

O nein, ein Volk der Hurer sind wir bloß.

Noch immer stöhnen Menschen frech dem Laster
Und lieben sich und — na, und überhaupt!

Und stagen nicht zuvörderst den Herrn Paster,

Ob er deti Segen gibt und eS erlaubt.

Doch das ist sünd'ge Lust, das heißt dem

Satan diene»;

Ein Weib, das so was thut, ist eine Hur'.

Erst wenn der Pfarrer sprach: Ich bitt' sich

zu bedienen,"

Dann ist es — hm —: Die Stimme

der Natur-

Und dennoch geht's, ich halte jede Wette,
Schamloser zu und mit geringster Scheu
In manchem Pastoralen Ebebette
Als auf so manchem Schober Stroh und Heu.

llelioN

Die SamStag-Nummer der „Kieler Ztg." enthielt
folgende Todesanzeige:

„Rach einer uns vom Reichs Marine-Amt auf
offener Postkarte zugegangenen Rtittheilung ist
unser lieber Sohn und Bruder, der Linjährig-Frei-
willigc Unteroffizier

Rudolf Dehning

am ö. Dktober in D.wsongoho am Typhus gestorben.
Die tiefbelrübten Litern und Geschwister
H, I. Dehning.

Kiel, den 7. Dktober J904.“

Diese Postkarte ist nicht ein Mißgriff eines unter-
geordneten Beamten, denn die Karte trägt einen
D ruckt ex t, in den nur der Name handschriftlich
eingetragen ist. Als steuerzahlender Bürger pro-
testiere ich energisch gegen die Geldverschwendung.
Wenn man es schon aus übertriebener Gefühlsduselei
für nöthig hält, die Eltern von dem Tode ihres
Kindes zu benachrichtigen, so genügen vollkommen
hektographierte statt gedruckter Karten, die als
unfrankierte Drucksache die Empfänger nur
geringes Strafporto kosten. Das aus diese Weise
gesparte Geld sollte zur Bekämpfung der So-
zi al d em okralie verwandt werden. Es eignet sich
sehr gut dazu.

Kartellen

Rleines Gespräch

Ein deutscher Prinz bezog die Universität
und stattete dem Rektor einen Besuch ab.

„Vor allem," mahnte dieser, „rathe ich Hoheit
dringendst das Studium der — Reichs» er-
fassungl"
Register
Monogrammist Frosch: Militär und Sittlichkeits-Pastor
[nicht signierter Beitrag]: Kleines Gespräch
Frido: Das Provinzielschulkollegium als Erzieher
Helios: Die wahren Sittlichkeitshüter
[nicht signierter Beitrag]: § 184
K. E.: Stileinheit
Reinhard Volker: Die große Frage
Karlchen: Die Samstag-Nummer der "Kieler Zeitung"...
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Monogrammist Frosch: Blumenthal mit seinem Löwen
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
[nicht signierter Beitrag]: Harmloses Gespräch
 
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