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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0498
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einer alten Dame gebracht, das von einer ent-
zückenden Anmut und Natürlichkeit ist. Keine
blitzenden Augen, keine messerscharfen Conturen,
nichts dergleichen.

Über unsere Einheimischen kann man sich kurz
fassen, zumal ein bedeutender Porträtmaler z. Zt.
in Württemberg nicht zu rinden ist. H. Zügels
kleine Porträtskizze ist vorzüglich, ebenso ein
älterer Kopf von H. Pleuer. So spiele ich zum
Schluss ein bisschen Katalog und nenne noch die
Namen: W. Auberlen, Bennewitz v. Löfen, R.
Haug, Kiel wein, G. Meyer, Delug, und von den
Bildhauern Kopf, Fremd, Kiemlen u. a. m.

H. T.

PARIS

Wr

WIEN

A

nton Scharff ist gestorben. In der frühen Zeit
desReifens, selbst noch in denjahren aufblühender
Meisterschaft, musste er manchmal hinter dem
Tagesruhm irgend eines Grossplastikers zurück-
treten. Dann wurde er langsam bei uns berühmt,
nachdem ihn zuvor schon der Ruhm des Auslands
angestrahlt hatte; aus England, Russland und dem
Reiche kamen ehrende Aufträge und in seinem
Buche über die Wiedererweckung der Medaille,
das den Deutschen die französischen Meister als
Vorbild empfahl, stellte Lichtwark als gleichwer-
tigen Künstler unseren ScharfF neben sie, der aus
eigner Kraft die moderne Medaille in Osterreich
geschaffen. Fünfzehnjährig, als Sohn des ausge-
zeichneten Steinschneiders J. Michael ScharfF, war
Anton in die Wiener Akademie eingetreten, wo
damals Karl Radnitzky die Graveurkunst lehrte,
1862 kam er in die Graveurakademie des Haupt-
münzamtes, 1896 ward er ihr Direktor: alle die
Jahre durch und bis in die letzte Zeit hat er sich
um die Form der österreichischen Münzen gesorgt.
Seine ganze, von keinerlei Vorschrift eingeschnürte
Meisterschaft jedoch hat er in den Medaillen und
Plaquetten entfaltet. Nahezu vierzig Jahre europä-
ischer Zeit- und Wiener Ortsgeschichte sind auf
ihnen verzeichnet; er hat die Feste des kaiserlichen
Hauses, die Feste unserer Bürgerschaft und der
Künstler durch Medaillen gefeiert, hat die Erinne-
rung an Ausstellungen vieler Art, an wichtige Er-
eignisse dauernd gesichert, er hat einePorträtgalerie
grosser Männer seiner Zeit uns hinterlassen. Ob
es aber der schlichte Kopf eines alten Wiener Bür-
gers war, den er für dessen Familie modellierte
oder die von der Londoner City bestellte Me-
daille der Königin Viktoria: Scharffs künstlerischer
Eifer, die schlagende Ehrlichkeit seiner Anschauung,
die bezwingende Kraft seiner Darstellung blieben
stets gleich. Hugo Haberfeld, j

ir hatten ein paar Tage schönes Wetter und
sind nach dem Vesinet gefahren, wo Denis in der
Kirche die zweite Kapelle fertig ausgemalt hat.
Sie ist wunderschön geworden; im ersten Augen-
blick vielleicht nicht so sympathisch wie die Marien-
kapelle nebenan, die den fröhlichsten und hellsten
Denis zeigt, den harmlosen, der mit ein paar
Wolken und ein paar Engeln einen ganzen Himmel
macht; aber wie man nun mal ist, zieht man die
neue vor. Sie ist dunkler, dunkler im Vorwurf und
in der Farbe; die Austeilung des Heils in die fran-
zösichen Kirchen, deren Bilder wunderbar in die
tief hinabsinkenden Zwickel der Kuppel verteilt
sind, sehr vielFiguren,kostbare Details; ein bischen
unmotiviert sitzt der Christus darin, auf denselben
Stuhl, dendielngresschülerin denFünfzigerJahren
für diese Zwecke verwandten und dessen Kon-
struktion sich nicht recht mit den Wolken verträgt.
Zuweilen spielt auch diesem Intelligentesten der
Frommen die hierarchische Form einen Streich.
Verfehlt sind die Fenster, hässlich in der Farbe,
die Ausführung ist daran schuld, und greulich
wirkt die industrielle Christusfigur dazu in scheuss-
lichem Anstrich, der den kostbaren Orange-Ton der
Kuppel karikiert. Er wurde der Kirche geschenkt.
Denis hat sich alle Mühe gegeben, ihn durch einen
Christus seines Freundes Maillol zu ersetzen — es
wäre pikant gewesen, diesen griechischen Heiden
das religiöse Gewand anlegen zu sehen — aber die
Kirche konnte den geschenkten Gaul nicht los
werden. Wenigstens wird man die Sache an-
streichen. Als wir die Kapelle verliessen, sah ich
übrigens schon nichts mehr als die wundervollen
Flächen des Denis, auch seine Frömmigkeit sah ich
nicht mehr, nur seine Lyrik. — Draussen, vor dem
Ort in der weissen Schulkapelle sind die frommen
Brüder unschlüssig, was mit der schönen Wand-
dekoration werden soll, die ihnen Denis gemalt
hat, wenn der Staat sie zwingt, die Kirche zu ver-
lassen. Es wäre ein Jammer, kein Museum könnte
den Raum ersetzen. Die Kapelle in Padua fiel
uns ein. Weil es hier licht darin ist, durch offene
Fenster grüne Bäume hereinschauen und die
wundervollen DemVschen Farben mit dem Raum
eins werden, stellt man diese simple Sache ketzer-
haft genug über die andere. Mir wenigstens wäre
es beinahe so gegangen. . .

In der Rue Laffitte nach dem Verkauf der an-
tiken Fresken von Boscoreale bei Durand Ruel,
nach der feierlichen Vorführung der ;Carolus
Duran bei den Bernheims (Loubet war da), die
Ausstellung von Laprade bei Vollard; zum ersten

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