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I

Dieses Blatt erscheint läqlick mit Ausnahme der Wochentage.

Man bestellt bei den Pollanstalten des In- und Auslandes, sowie
in allen Buchhandlungen. Zeitungsspedilionen und beim Verlag

Berlin HW. 68

Der vierteljährliche Bezugspreis für dieses Blatt beträgt für In- und
Ausland 6,30 M., bei Zusend. unt. Kreuzbd. für Deutschland u. Glter-
reich 7,80 M., für alle and. Länder 7,80 M. Einzelne Nummer 60 Pf.

Alleinige Anzeigen-Annahme Annoncen-Erpedition Rudolf Mosse 2?crlin und sämtliche Filialen.

Sllle Rechte für sämtliche Artikel und Illustrationen vorbehniien

Amelikanischcs Cop>iiLbd 23./12. 1919 by A Ilofmann L Comp, in Borün

Wochenkalendcr

Montag, den 29. Dezember
Eine Kunde hocherfreut
Las ich grade in den Blättern.
Schon ein Danklied wollt' ich heut
Lustig in die Lüfte schmettern.

Dienstag, den 30. Dezember
Aber leider war's ein Bruch
Nur, ein Bruch der edlen Nippen!
Wahrlich, keinen Mitleidsspruch
Hab' ich dabei auf den Lippen.

Mittwoch, den 31. Dezember
Nein, ich denke jedenfalls:

Hält' er sich doch ein paar Knochen
Oder besser noch den Hals,

Dieser Edelmann, gebrochen?

Wochenkalender

Donnerstag, den 1. Januar
Dieser Mann, der an der Qual
Unbewehrter feig sich weidet,

Schade, das; er wieder mal
Wenig, allzuweuig leidet!

Freitag, den 2. Januar
Er, der zu dem Krieg gehetzt,

Der ihn unablässig schürte:

Nimmt er wohl den Abtritt jetzt,
Dem der ..Abtritt" längst gebührte?

Sonnabend, den 3. Januar
Ewig trägt er den Geruch
Jenes braven Marquis Sade!
Schade! Nur ein Nippenbruch!
Schade! Wirklich jammerschade!

«Unddcradakich.

Jahreswende

Zu Ende das Jahr, das schreckliche Jahr!
Ich blicke umher im Lande:

Was einstinals groß und herrlich war,
Liegt da in Schmach und Schande.

Wir stehen und klagen und schauen zurück,
Das Auge verdüstert von Tränen,

And wir begeifern das tote Glück,

Nach dem wir doch uns sehnen.

Wir blicken auf die vergangene Zeit,
Auf, ach, gestorbene Tage,

Wir sehen sie wie im Dämmer weit
Im Schattenreich der Sage.

Wir wissen kauin mehr, daß leuchtendes Licht
Ans gestern noch erfreute,

Wir sehen auch das Morgen nicht,

Wir denken nur an das Heute.

Verzweiflung schlägt uns die Krallen tief,
Tief in die blutenden Seelen,

Daß wir dem Herrgott, der uns rief,

Die Tage lästernd stehlen!

Daß wir im Wahnwitz die grausige Bahn
Hinuntertaumeln und tollen,

Daß wir nicht wissen, was wir getan,
Nicht fragen, was wir sollen!

Erwache, Volk! Ein neues Jahr
Steigt aus den Dunkelheiten.

Einer führt dich aus Not und Gefahr —
Hilf ihm den Weg bereiten!

Wir sehen ihn nicht, wir kennen ihn nicht,
Aber er ist auf dem Wege;

Alls! Ans, daß jeder an Werk und Pflicht
Rüstig die Hände lege.

Deutschland, Großes hast du getan
In nun vergangenen Tagen;

Hast neidischer Feinde Haß und Wahn
Vier Jahre lang geschlagen.

Da kam der Wurm, der giftige Wurm
Lauernd herangekrochen;

Nicht Menschenmacht, nicht Stahl noch Sturm,
Der Hunger hat dich zerbrochen.

Es künden einst dein Heldentum
Die Bücher der Geschichte;

Schaff', daß du mit noch höherem Ruhm
Bestehest im Gerichte!

Entfache den Mut, der Großes schafft!
Bau auf trotz Trümmern und Trauern!
Zusammenraffe die heilige Kraft
Mitten in Todesschauern!

Wach' auf, du größtes Volk der Welt!

Du darfst im Leid nicht zagen!

Du mußt durch Hölle und 'Tod, du Held,
Voran die Fackel tragen!

Aus Leid und Last mach' edle Saat!
Arbeite, wirke, lebe!

Daß sich an dieser höchsten Tat
Die Menschheit einst erhebe!

Kladderadatsch
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