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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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678

Todesfälle. — Konkurrenzen. — Preisverteilungen. — Personalnachrichten. — Sammlungen rc.

674

Todesfälle.

o. Drcsde» hat kürzlich zwei geschätzte Architekten durch
den Tod verloren:

Am I. Juli starb unerwartet daselbst der Hofbaurat
Bernhard Krüger. Derselbe, am 20. August 182l in
Dresden geboren, war ein Schüler Sempers und dessen
Gehilfe beim Baue des Museums. Nach dem Weggange
Sempers von Dresden im Jahre 1849 führte er unter dem
Oberlandbaurat Hänel den Bau zu Ende; insbesondere trat
er für den dekorativen Teil des Baues ein. Bald darauf,
1851, wurde er zum Hosbaumeister, fpäter mit dem Titel als
Hofbaurat ernannt, in welcher Stellung er sich, durch ver-
schiedene Ergänzungsbauten an den königlichen Schlössern,
als ein recht geschickter Architekt erwies und zugleich, wie
namentlich an einigen Saalbauten, einen feinen Sinn für
Ornamentik bekundete.

Am 10. Zuli verschied in Bodenbach, wohin er sich eines
Halsleidens wegen begeben hatte, der Baurat Professor
Georg Hermann Nikolai. Erwaram lO.Januar 1812in
Torgau geboren, machte zunächst in Dresden unter Thürmer,
wie in München, seine Studien; später besuchts er Jtalien,
Griechenland und Spanien. 1842 nahm er eine Stellung
als Hofbaumeister in Koburg an, wo er, wie auch in Frank-
furt a. M , verschiedene Bauten ausführte. Jm Jahre 1850
kam Nikolai, an Sempers Stelle, als erster Professor der
Baukunst und Mitglied des akademischen Rats an die könig-
liche Kunstakademie nach Dresden. Er fand hier wenig Ge-
legenheit, als ausübender Architekt sich zu zeigen, entfaltete
dasür aber eine sehr ersprießliche Wirksamkeit als Lehrer.
Eine Reihe tüchtiger Architekten ist aus seiner Schule her-
vorgegangen. Von der Achtung, welche Nikolai genoß, zeugte
sein Begräbnis, dem Prinz Georg, Staatsminister v. Nostitz-
Wallwitz, wie die Professoren und Schüler der Akademis,
zahlreiche Kunstgenossen und sonstige Freunde beiwohnten.
Verschiedene Redner feierten, namens der Akademie, der
Dresdener Kunstgenossenschaft, des hiesigen und des Leipziger
Architektenvereins, die Verdienste des Heimgegangenen.

« Ferdinand Lausberger, der ausgezeichnete Wiener
Historienmalsr, als geistvoller Zsichner, namentlich auch für
dekorative Zwecke rühmlich bekannt und in der letzten Zeit
als Professor an der Kunstgewerbeschule des österreichischen
Museums erfolgreich thätig, starb am 16. Juli nach schwerem
Leiden im Alter von 52 Jahren.

Aonkurrenzen.

o. Dresden. Vom Direktorium derhiesigen Herrmann-
Stiftung ist eine Konkurrenz für die Bildhauer
Sachsens ausgeschrieben worden. Auf dem Rundteile dsr
äußern Bürgerwiese soll eine Figur oder Gruppe in Marmor
aufgestellt werden. Der Gegenstand der Darstellung ist in das
Belieben des Künstlers gestellt, nur ist mit Rücksicht auf den
Platz und seine Umgebung die Ausführung der Figuren
mindestens in Lebensgröße geboten. Die Skizzen siud bis
zum 1. April 1882 im Lokale des sächsischen Kunstvereins
abzulisforn. Das Schiedsgericht bildet das Direktorium der
Stiftung; für die zwei besten Skizzen nächst der zur Aus-
führung gewählten sind Preise von je 200 Mark ausgesetzt.
Der Sieger in der Konkurrenz erhält 9000 Mark, wofür er
die Ausführung des preisgekrönten Modells in karrarischem
Marmor zweiter Qualität übernimmt.

j)reisverteilungen.

Dcm Kupftrstechcr Prof. Crnst Forberg in Düsseldorf
wurde von der Jury der internationalen Ausstellung zu
Madrid die höchste Auszeichnung, die einzige große goldene
Medaille für graphische Kunst, zuerkanut. Forberg hatte dort
cine Anzahl seinsr Porträts deutscher Künstler, sowie eine
große landschaftliche Radirung: „Judenviertel in Amsterdam"
nach Andreas Achenbach sPrämienblatt des Kunstvereins
für Rheinland und Westfalen sür das Jahr 1881) ausgestellt.

j)ersonalnachrichten.

» William ilngcr, unssr berühmter Radirer, wurde zum
Professor der Kupferstecherkunst an der Kunstgewerbeschule des
österreichischen Museums in Wien ernannt, und hat kürzlich
sein Atelier an der genannten Anstalt eröffnet.

Prof. Dr. Hubert Janitschek in Prag wurde auf den
seit Woltmanns Tode verwaisten Lehrstuhl der Kunstgeschichte
nach Straßburg berufen und hat den Rus angenommen.

5amnilungen und Ausstellungen.

§. Berliner Galerie. Nach Fertigstellung zweier neuen
Oberlichtsäle ist der bisher geschlossen gewesene nördliche
Flügel der Gemäldegalerie der königlichen Museen dem Pu-
blikum in seiner ganzen Ausdehnung wieder zugänglich ge-
worden. Den beiden den deutschen und niederländischeu
Schulen zugewiesenen Sälen entsprechen nunmehr auf der
anderen Seite dieser Front die jetzt eröffneten Räume, an
die sich späterhin in der Weslfrout noch zwei weitere Ober-
lichtsäle nebst einigen kleineren Kabinetten sür die italienischen,
frauzösischen und spanischen Schulen anschließen werden,
während für die niederländischen Meister in dem östlichen
Flügel eine Reihe von Kabineten mit Seitenlicht hergerichtet
und damit der völlige Umbau der Galerie abgeschlossen
werden soll. Jn den beiden neuen Sälen gruppiren sich um
die hervorragenden Bilder des Fra Filippo Lippi, des Ver-
rocchio, Pollajuolo, Signorelli, Antonello da Messina und
anderer trefslich vertretener Meister die zahlreichen übrigen
Arbeiten der italienischen Malerei des Quattrocento, die be-
kanntlich eiuen Hauptbesitz der Berliner Galerie bilden und
in der jetzt arrangirten, weitaus vorteilhafteren und ge-
schmackvolleren Ausstellung zu noch erhöhter Geltung kommen.
Zu diesem älteren, durch die wsrtvollen Ankäufe der letzten
acht Jahre bereits vielfach ergänzten Besitz gesellt sich ferner
als neueste Erwerbung ein sigurenreiches Rundbild des
Florentiners Francesco Pesellino, eine „Anbetung der
Könige", die in den sorglich durchgeführten Gestalten der
drei verehrenden FUrsten und ihrss dichtgedrängten, zum
Teil berittenen Gesolges und namentlich auch in der mit
eingehender Naturbeobachtung und mit einem an dis Nieder-
länder erinnernden Behagen an dem mannigfachen Detail
veranschaulichten gebirgigen Landschast ein in Äuffassung und
Malerei höchst interessantes Beispiel der realistischen Rich-
tung der Zeit darbietet. Aus den frühesten Ankäufsn für
die Berliner Galerie stammt dagegen ein gleichfalls jetzt erst
ausgestelltes, bisher im Magazin verborgenes Bild des sel-
tenen Melozzo da Forli aus der Reihe der von ihm für
den herzoglichen Palast zu Urbino gemalten Darstellungen
der Pflege der Wissenschaften. Es zeigt die allegorische Ge-
stalt der Astronomie, vor der ein Fürst auf den Stufen des
Thrones kniet, und bildet das genau entsprechende Pendant
zu dem allerdings vorzüglicheren und besser erhaltenen Bilde
mit dem Porträt des Herzogs Federigo von Ürbino, neben
dem es jetzt seinen Platz gefunden hat.

Vernnschte Nachrichten.

8. Archäologische Geftllschaft in Berlin. Sitzung vom
5. Juli 1881. Dsr Vorsitzende Herr Curtius legte an neuen
Erscheinungen vor: Die Uonuinsnki eä iLnn-ili clsU'
istiknto cii oorr. areii. 1880; Hultsch, Maße des Heraions
zu Samos; Gozzadini, cki clus ssxolori s äi un t'runi-
nisnto osrurnioo; Blümner, die archäologische Sammlung
zu Zürich. — Herr Curtius besprach ferner eine vom An-
tiquarium der königlichen Musesn neu erworbene Thonform
mit Jnschrift aus Tarent, deren Original er nebst dem da-
von genommenen Ausguß (ein bekleidetes Mädchsn dar-
stellend) vorlegte. — Herr Hauck sprach über die Perspektive
bei den Alten überhaüpt und wies mit Hülfe mehrerer Vor-
lagen nach, daß die Alten in ihren erhaltsnen Werken nur
die sog. Kavalierperspektive angewandt, sowie..daß sie zwar
die Konvergenz der Tiefenlinien, nicht aber die Verjüngung
der Tiefen gekannt. — Herr Adler behandete die Frage
über den Ursprung des Werksteinbogen- und Gewölbebaues
nach Ort und Zeit. Nach einem Uberblick über die bis ins
 
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