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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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251

Ausstellungen — Vermischtes

252

Das Städelsche Museum in Frankfurt, in dem in
letzter Zeit sich der Raummangel lästig fühlbar gemacht
hatte, ist um sechs kleine, höchst angenehme Kabinette
erweitert worden, wodurch es möglich ward, der Samm-
lung Steinlescher Aquarelle eine ihrer würdige Aufhängung
zu geben.

Vermißtes Gemälde. Ein Bild, das den Namen
»Wachtturm« trägt und von Pieter Brueghel dem älteren
(Bauernbrueghel) auf Kupfer gemalt ist, wird samt dem ge-
schnitzten vergoldeten Barockrahmen seit einigen Tagen
in der königlichen Gemäldegalerie in Dresden vermißt.
Das Bild ist 8,5 cm hoch, 12 cm breit.

AUSSTELLUNGEN

Der bekannte Berliner Japansammler Gustav Jacoby

bietet den Kunstfreunden gegenwärtig Gelegenheit, seine
Schätze im Berliner Kunstgewerbemuseum zu bewundern.
Es sind sämtlich Arbeiten aus der Blütezeit japanischen
Kunstfleißes, von einer Qualität, die in Europa sich nur
ganz vereinzelt wiederfindet. Besonders interessant gestaltet
sich diese Sammlung durch die Einordnung in kunsthisto-
rische Gruppen und Schulen, welche in bisher nicht ge-
kannter Weise einen Überblick über die Entwickelung
dieses Gebietes japanischer Kunstübung ermöglicht. Ein
sehr schöner Katalog von wissenschaftlichem Werte bietet
eine dauernde Erinnerung an die Ausstellung.

Die Plastikausstellung der Wiener Sezession wird
Ende Februar geschlossen.

In der Königlichen Nationalgalerie wird eine um-
fassende Menzel-Ausstellung vorbereitet, die sowohl die
im Besitze des Instituts befindlichen, als auch die aus
sonstigem öffentlichen und privaten Besitze erreichbaren
Werke des Meisters zeigen soll.

Bremen. Im Kunstgewerbemuseum ist zur Zeit eine
Kollektion von Arbeiten des Architekturmalers und Illustra-
tors Ernst Liebermann ausgestellt, umfassend Naturstudien,
Originalzeichnungen in Feder- und Farbstiftmanier, sowie
Blätter in den verschiedenen reproduzierenden Techniken,
welche der Künstler beherrscht. Das Bild seiner viel-
seitigen Tätigkeit wird ergänzt durch eine Ausstellung der
von ihm illustrierten allbekannten Kalender und Pracht-
werke.

Posen. Im Kaiser Friedrich-Museum findet eine vom
deutschen Buchgewerbeverein in Leipzig anläßlich der Feier
des zehnjährigen Bestehens des Vereins Posener Buch-
druckereibesitzer veranstaltete Ausstellung graphischer
Kunst statt (Schrift und Druck, Schmuck und Illustration,
vervielfältigende Verfahren). Für Ende Februar ist eine
Ausstellung von Werken W. Leistikows (eines geborenen
Brombergers) geplant. — Ein Gönner hat dem Museum
einen Gipsabguß von Rodins Perseus — bisher war der
einzige in Deutschland existierende Abguß in Dresden —
und von Klingers Lisztkopf geschenkt.

Ausstellung altabruzzesischer Kunst in Chieti. Die

Ausstellung soll im Mai eröffnet werden und wird wohl
sehr interessant ausfallen. Im Komitee sind Gabriele
d'Annunzio, Michetti, Emile Berteaux, Leopold Gmelin.
Die Abteilung für Goldschmiedearbeiten, dieses für das
abruzzesische Mittelalter so wichtigen Kunstzweiges, wird
außerordentlich viel kostbare Stücke enthalten. Schon
haben die Kirchen von Ortona, Lanciano, Aquila, Solmona
versprochen, das beste, was sie an alten Kelchen, Pro-
zessionskreuzen und Reliquiarien besitzen, zu senden, und
so wird man wohl zum erstenmal einen richtigen Überblick
über diesen Kunstzweig bekommen. Fed. H.

VERMISCHTES

Im Verlage von J. H. Ed. Ffeitz in Straßburg wird
demnächst eine vollständige Veröffentlichung des 160 Blatt
umfassendenden Skizzenbuches Albrecht Dürers, das
in der Königlichen Bibliothek zu Dresden aufbewahrt wird,
erscheinen. Die Herausgabe besorgt Dr. Robert Bruck.
Das Skizzenbuch war früher einmal in einer kleinen Aus-
wahl mit den Mitteln der älteren Reproduktionstechnik
vervielfältigt worden und wird jetzt zum erstenmale voll-
ständig und getreu wiedergegeben.

Rom. Die Jury für die Frühjahrskunstausstellung im
Ausstellungspalast ist aus folgenden Künstlern gebildet
worden: Maccari, Präsident; Niccolini, Maccagnini, Barbudo
für die spanischen Künstler; Max Roeder für die Deutschen
und Seeboeck für die Österreicher. Fed. H.

Das Schloß in Altenburg ist kürzlich von einem
Brande heimgesucht worden, der auch für die Kunstge-
schichte beträchtliche Verluste zufolge hat. Vollständig
zerstört wurde der sogenannte Kirchensaal, dessen künstle-
rische Dekoration aus lebensgroßen Ahnenporträts (dar-
unter ein dem van Dyck zugeschriebenes Porträt des Bern-
hard von Weimar), verschiedenen anderen alten Gemälden
und einer gemalten Decke bestand. Gerettet ist glück-
licherweise, wenn auch beschädigt, die schöne Madonna
von L. Cranach dem älteren, die auf der Erfurter Aus-
stellung so viel bewundert wurde.

Menzels Begräbnis. Am 13. Februar haben wir
Adolph Menzel zur letzten Ruhestätte geleitet. Wer bei
der ersten Kunde von seinem Unwohlsein darauf hin-
deutete, daß es wohl zu Ende gehen könnte, begegnete
nur einem ungläubigen Kopfschütteln. Selbst die näheren
Freunde wollten nicht daran glauben. Er wird wieder
werden, Sie kennen die Zähigkeit seines Körpers nicht;
so hieß es allgemein. Und der eine erzählte, wie er ihn
noch vor kurzem um Mitternacht im Kaffeehaus getroffen,
der andere von dem legendarischen Appetit, den er ihn
in einem Gasthause hatte entfalten sehen. Und nun hat
der Tod den unverwüstlich Scheinenden, bei dem man
sich nicht gewundert hätte, wenn er weit über hundert
Jahre alt geworden wäre, doch rasch und leicht bezwungen,
ohne ihn lange zu quälen. Was wir an ihm verloren
haben, das wissen wir alle — und doch vielleicht kein
einziger von uns völlig genau. Über kaum einen an-
deren Künstler ist soviel geschrieben worden, und doch
ist das Geschriebene noch immer lückenhaft und unzu-
reichend. Immer wieder tauchten im letzten Jahrzehnt
Werke von ihm auf, die fast niemand kannte, immer wieder
verschob sich das Bild seiner Entwickelung, und wer weiß,
was für Überraschungen uns der Nachlaß noch aufbewahrt!
Vielleicht wird die geplante große Ausstellung Ordnung
in die ungeheure Fülle seines Schaffens bringen. Heute
aber, in den ersten Tagen der Trauer, sei nur gesagt, daß
in Menzel nicht nur der größte Künstler, sondern auch
der eigentümlichste Mensch Berlins dahingegangen ist.
Er gehörte gewissermaßen mit zum Stadtbilde, dieser
zwergenhafte Mann mit dem ungeheuren Schädel und dem
sarkastischen Gesichte, er wurde den Fremden als eine
Sehenswürdigkeit gezeigt. Als Böcklin starb, da war es
uns, als wenn ein ferner lieber Freund dahingeschieden
sei, bei der Kunde von Menzels Tode hatte man etwa das
Gefühl, als ob das Brandenburger Tor oder ein anderes
Wahrzeichen der Stadt eingestürzt sei. Bürgermeister,
Minister, selbst Könige sah man kommen und gehen,
Menzel blieb. Und selbst die ältesten Leute meinten, daß
er immer zu Berlin gehört habe. Zweiundeinhalb Men-
schenalter, vom fünfzehnten bis zum neunzigsten Lebens-
jahre, ausübender, unermüdlich ausübender Künstler, man
 
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