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Malkowsky, Georg [Red.]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0142
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£>ie Pariser Weltausstellung in Wort und Bild.

wurden zu Haustruppen und als solche die Anfänge, der
stehenden Heere, wie denn auch die Trabanten-Leibgarde-
Kompagnien der Kurfürsten von Brandenburg die Stämme
von Feldregimentern geworden sind.

In Brandenburg bestand bereits 1542 eine Trabanten-Leib-
wache zu Fuss, die 1571 durch eine Trabanten-Leibwache zu
Pferde verstärkt wurde. Der grosse Kurfürst hatte 1675 in
der Schlacht bei Fehrbellin 2 Kompagnien Trabanten zu
Pferde um sich; nachdem Friedrich III. dieselben verstärkt
hatte, erhielten sie 1692 die Bezeichnung „Gardes du Corps",
wurden aber von Friedrich Wilhelm I. sehr bald aufgelöst,
indem sie die Stämme zu Feldregimentern hergaben. FriedrichII.
hat dann gleich nach seiner Thronbesteigung 1740 eine reitende
Leibgarde unter dem alten Namen Gardes du Corps von
neuem errichtet, die heute als Regiment dieses Namens noch
besteht'.

Die Gardes du Corps trugen zum Gala-Wachtanzuge bei
Festlickkeiten in den Königlichen Schlössern, die Superweste,
ein Uniformstück, dessen Vorbild sich bei den Mousquetaires
du Roi Ludwig XIV. findet. Auf der Brust und dem Rücken
war sie mit dem eingestickten Stern des Schwarzen Adler-
ordens geschmückt, wie die Mittelfigur im Gruppenbilde, die
einen Offizier der Garde du Corps vom Jahre 1775 im Gala-
anzuge darstellt, erkennen iässt. Friedrich Wilhelm III. schaffte
die Superweste ab, aber nachdem sie sein Nachfolger wieder
eingeführt hatte, gehört sie auch heute noch zum Galaanzug.
Die Figur zwischen dem vorgenannten Offizier und dem Leib-
gendarmen zu Pferde stellt einen Gemeinen in diesem An-
züge dar.

Die von Friedrich Wilhelm III. 1829 errichtete Schloss-
garde-Kompagnie ist eine Haustruppe im Sinne der Leibwache,
findet jedo.ch nur innerhalb der Königlichen Schlösser Ver-
wendung, während die Leibgendarmerie den Dienst der Leib-
wache bei der Person des Kaisers ausserhalb der Schlösser
versieht. Im Gruppenbild ist die Schlossgarde durch drei
Figuren vertreten, die eine von 1829 im „Schwalbenschwanz",
die andere aus der Gegenwart, beide an den Grenadiermützen
kenntlich. Die dritte Figur im Dreimaster ist ein Hauptmann
der Schlossgarde von heute im Galaanznge. Zum letzteren
gehört auch das reich verzierte Sponton, eine Waffe, die bis
zu Anfang des 19. Jahrhunderts von den preussischen Infanterie-
offizieren getragen wurde. Als Vorbild für die Bekleidung
der Schlossgarde diente augenscheinlich die Uniform des
1. Bataillons der Leibgarde Friedrichs des Grossen.

Die Leibgendarmerie besteht aus zwei Zügen, von denen
der zweite durch Kaiser Wilhelm II. errichtete Zug die Be-
zeichnung Leibgarde der Kaiserin führt. Er trägt die Farben
des Kürassier-Regiments Königin (Pommersches) No. 2, weiss
und karmoisinrot. Der Trompeter zu Pferde im Gruppenbilde
gehört ihm an, während der andere Reiter zur Leibgendarmerie
des Kaisers gehört. Die Leibgarde der Kaiserin hat eine be-
sondere Galauniform nach friedericianischem Muster, wie die
Figur auf dem linken Flügel neben dem Hartschier zeigt. Die
Leibgendarmerie ist 1832 aus dem „Garde-Reserve-Armee-
Gendarmerie-Kommando" hervorgegangen, welche durch die
Figur mit dem gewaltigen Rossschweif auf dem Helm ver-
treten ist.

Von den in dem Gruppenbilde dargestellten Haustruppen
ist die bayerische Leibgarde der Hartschiere weitaus die älteste.
Herzog Wilhelm IV. von Bayern erhielt von Kaiser Karl V.
eine Kompagnie spanischer Arkebusiere, welche mit den am
bayerischen Hofe vorhandenen Trabanten, deren Ursprung
weit ins Mittelalter hinaufreicht, vereinigt wurde. Aus ihnen
bildete Ferdinand Maria am 13. April 1669 die Hartschier-
Garde, die seit 1852 die dargestellte Uniform trägt. Die weisse
Superweste zeigt den Stern des St. Hubertusordens mit der
Inschrift „In Trau vast" („In Treue fest") auf dem Mittel-

schilde. Die Bewaffnung besteht aus dem Degen und einer
hellebardenartigen Waffe, der „Couse" (Krakuse).

Die württembergische Schlossgarde-Kompagnie trägt als
Galaanzug seit einigen Jahren eine Uniform nach dem Ge-
schmack des 18. Jahrhunderts. Es ist die auf dem rechten
Flügel stehende Figur mit Dreispitz und Bajonettgewehr.

Anmerkung der Redaktion. Die Uniformen und Armatur-
stucke sind in den Ateliers der Firma Verch und Fiotow hergestellt
und präsentieren sich als eine gelungene Leistung deutscher Kostüm-
fabrikation. In monatelanger Arbeit wurde in allen Werkstätten der
Firma geschnitten "und genäht, gegossen und gehämmert, um die
historische Entwicklung der deutschen Armee in Paris würdig zur
Darstellung zu bringen. Bis auf Tuchstoffe und Leder ist alles getreu
nach erhaltenen Mustern angefertigt. Für Waffen und Helme wurde
nur echtes Material verwendet. In der Haltung der Figuren wie im
Gesichtsausdruck und Bartschnitt suchte man dem Zeitcharakter
möglichst nahe zu kommen. Selbst die Rasse der Kavaileriepferde
wurde sorgfältig ausgewählt, um ein täuschendes Bild von Mann und
Ross zustande zu bringen. Das dauernde Interesse des Kaisers und
seine rückhaltlose Anerkennung nach der Vollendung waren reichlicher
Lohn für die mühevolle Arbeit. In Paris bildet die deutsche Uniform -
ausstellung einen der Hauptanziehungspunkte der Ausstellung, um so
mehr, als sie gleichzeitig Gelegenheit bietet, sich über, die Leistungs-
fähigkeit, unserer Ateliers für Theaterausstattungen zu informieren.
Schon heute geht ein grosser Teil ihrer Fabrikate über den Rhein.
Ja, es kommt nicht selten vor, dass man uns nur die Textbücher der
Bühnenarbeiten herüberschickt und es unseren Kostümzeichnern und
Theaterschneidern überlässt, Stoff und Schnitt nach eigenem Ermessen
hinzuzudichten. Der Export in Ausstattungsgegenständen beträgt schon
heute mehrere Millionen und steigert :.; Ii von Jahr zu Jahn

Preussen, Hauptmann der Schlossgarde,
 
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