Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Malkowsky, Georg [Red.]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0293
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tiie Pariser Weltausstellung in Wort und

grössere Turniere statt und nachdem auch Emanuel Lasker
sein Interesse an dem neuen Spiel mehrfach bethätigt hat,
scheint seine Zukunft gesichert. In Hamburg, Wiesbaden und
anderen grossen Städten haben sich eigene Klubs zu seiner
Pflege gebildet. In Berlin hat Emanuel Lasker ein Match um
1000 Mark mit Direktor Bartman-Wiesbaden ausgefochten und
die Pariser Ausstellung hat erwünschte Gelegenheit zu einem
ersten internationalen Salta-Turnier geboten. In die Teil-
nehmerlisten hatten sich Koryphäen wie Brody, Didier, Marco,
Maroczy, Marshall, Rosen, Schelter, Showalter, Filsbury,
Janowsky, Weiss und Barteling eintragen lassen. Der erste
und zweite Preis (der deutsche Central-Salta-Verein hatte
4000 Frcs. gestiftet) musste zwischen Schelter und Brody ge-
teilt werden, so dass O esterreich-Ungarn zur Zeit sich der
besten Saltaspieler rühmen darf. Die Preise für weitere
grosse Saltaturniere in England, Deutschland, Nordamerika
wurden sofort gezeichnet.

In der Familie des Deutschen Kaisers hat sich das neue
Spiel hauptsächlich dadurch eingeführt, dass sich Gelegenheit
fand, dem Monarchen ein hervorragendes Kunstwerk vorzu-
führen, das für die kunstgewerbliche Abteilung der Pariser
Weltausstellung bestimmt war.

Auf Veranlassung des Saltaverbandes bat die Firma Gebr.
Friedländer, Plof-Juweliere des Kaisers in Berlin, ein Salta-
Spiel für die Pariser Weltausstellung angefertigt, das zu den
hervorragenden Ausstellungsobjekten gehört und gezeigt hat,
dass Deutschland auch auf dem Gebiete der Goldarbeiten zu
konkurrieren vermag. In Fach-
kreisen hat die Fassung der
Steine Aufsehen erregt. Leider
ist das Kunstwerk nicht gün-
stig placiert, es steht auf der
Galerie des Palastes für Kunst-
gewerbe (Esplanade des Inva-
lides) und die meisten Be-
sucher der Ausstellung, die
unten im Hauptcomplex voll-
auf zu sehen haben,- dürften
kaum auf den Gedanken kom-
men, noch auf die Galerie
hinaufzusteigen. DasSaltaspie],
das einen Wert von 120000 M.
repräsentiert, ruht auf einem
geschnitzten Tisch aus Maha-
goni , der einen stilisierten
Kranich darstellt. Der Um-
fassungsrand des Spieles ist
aus getriebenem Golde, die
Felder sind ans hellgrauem
und zartrötlich schimmerndem
Marmor hergestellt. In die
drei an der Umrahmung ange-
brachten Schilder, welche die
Symbole des Spieles tragen,
ist Emaille eingelassen, auf
der sich die Spiel-Embleme
in Elfenbein abheben. Die Ein-
fassung wird in abwechselnder
Reihenfolge durch Brillanten,
Rubine und Smaragden unter-
brochen. Die goldenen Steine
sind etwas grösser wie ein
Dreimarkstück. Das Mittel-
schild in Emailleausführung
trägt die für das Spiel not-
wendigen Zeichen (Sonnen,
Monde, Sterne) in Brillanten.

Die übrige Fläche ist mit Brillanten paviert und wird von
einem feinen Emaillerand in den gleichen Farben des Mittel-
schiides grün und rot abgeschlossen. Der Seitenrand der
Steine erscheint in durchbrochener Arbeit durch eingestreute
Brillanten belebt. Im ganzen wurden für das eigenartige
Kunstwerk nicht weniger als 5500 Steine verwendet, das Pave"
eines jeden Steines wird durch 185 Steine gebildet.

Die Haltbarkeit des verwendeten Materials entspricht hier
durchaus dem Kunstwert der Arbeit. In der Zeichnung des
Tischchens wie in der des Brettes ist besonders interessant,
mit wie grossem Geschick die Symmetrie vermieden,
wie der Uebergang von viereckigen zu dreieckigen Umriss-
formen vollzogen ist. Das Kranichmotiv ist in dem Tischfuss
nur soweit durchgeführt, als der leicht gebogene Vogeihals
und die ausgebreiteten Flügel auf der einen Seite der Platte
als Stütze dienen. Die beiden anderen Füsse sind mit leichtem
Anklang an die geknickte und geschwungene Van de Velde-
Linie im wesentlichen konstruktiv gehalten unter Beimischung
von Blattmoliven. Die durchbrochene Umrahmung des Brettes
schlingt sich in einem weiteren Bogen um drei, in einem kür-
zeren um die vierte Seite des Quadrates, während zwei Ecken
und die Mitte der dritten Seite durch besondere, paimetten-
artige Zierstücke hervorgehoben sind. So geht die quadra-
tische Form des Brettes durchaus zwanglos in die Rundung
der Tischplatte über und das Ganze schliesst sich zu einer
künstlerischen Wirkung ohne störende Details lückenlos zu-
sammen.

i-Spiel, in Gold, Piatina und Brillanten.

t von Gebrüder Friedländer, Elof-Juweliere, Kerlin.
 
Annotationen