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Miethke, Jürgen [Hrsg.]
Geschichte in Heidelberg: 100 Jahre Historisches Seminar, 50 Jahre Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde — Berlin, Heidelberg [u.a.], 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.2741#0068
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58 Hermann Jakobs

dung des Deutschen Generalgouvernements mit Archivstudien in Brüssel unter-
bauten Arbeiten (und Massenartikel) zur belgischen Frage eine „das Publizistische
streifende Historiographie".98 Das ist etwa um die Zeit geschrieben, als er sich mit
der prominenten Minderheit seiner Philosophischen Fakultät, mit Karl Jaspers, Al-
fred Weber, Eberhard Gotbein und Hermann Oncken, zur Weimarer Republik be-
kannte, der er am Ende, 1932, in der Weise anhing, daß er den Wahlaufruf der füh-
renden deutschen Historiker zur Sammlung Deutschlands um seine (Hindenburgs)
vertraute und mächtige Gestalt unterschrieb.99 Um 1930 muß er aber auch den Kai-
ser in seinem Exil in Doora besucht haben.100 Der Sinneswandel 1918 war von
Furcht vor dem Verlust aller Ideale begleitet. Im Oktober 1918 hatte er die Einlei-
tung zu seiner Vorlesung „Das Jahrhundert päpstlicher Weltmacht" neu konzipiert
und eine neue „Studienrichtung", das „Bestreben, die Gegenwartszustände ... histo-
risch zu begreifen", als „dringend nötige Politisierung unsres darin etwa hinter dem
englischen zurückstehenden Volkes" bezeichnet.101

Überrascht und auch überholt wurde Hampe in diesem Bestreben von Ernst
Kantorowicz.102 Nicht Hampe-Schüler sondern ein Eleve Gotheins, auch des
Althistorikers Alfred von Domaszewski und natürlich vor allem Stefan Georges,
hat Kantorowicz in den Jahren 1924/26 im Hause Schloßpark am Schloß-Wolfs-
brunnenweg 12 sein Buch über den Staufer Friedrich U. geschrieben. Hampe, dem
es - nach eigener Aussage - „die Gestalt des großen Kaisers" seit einem „ersten
zusammenfassenden Versuch" (das war die Bonner Antrittsvorlesung von 1898)
sehr „angetan" hatte103, war von der Leistung des gleich einem Kometen aufgestie-
genen Kollegen fasziniert, sah sich aber zugleich in einer selbstgestellten Le-
bensaufgabe eingeholt, ja überholt. Soeben - in seiner Rektoratsrede von 1924 -
hatte er die historischen Bedingungen im Urteil „der Zeiten und Völker" über den
Kaiser durchleuchtet und seinem akademischen Publikum versichert, daß durch
Nietzsche die neue Richtung der Interpretation schon gewiesen sei.104

98 Selbstdarstellung (wie Aom. 76) S. 34; Diener hat ebd., S. 33, Anm. 117,18 einschlägige
Titel Hampes verzeichnet. Vgl. auch Deisenroth (wie Anm. 7) S. 327 ff., insbes. 329 f.

99 E. Wolgast, Das Zwanzigste Jahrhundert, in: Semper apertus (wie Anm. 3). Bd. III
(1985) S. 1-54, hien 4.

100 Eckhart Grunewald, Emst Kantorowicz und Stefan George. Beiträge zur Biographie des
Historikers bis zum Jahre 1938 und zu seinem Jugendwerk „Kaiser Friedrich der Zweite"
(Wiesbaden 1982) S. 84, Anm. 117.

101 Im November 1918 hat Hampe seinem Tagebuch anvertraut: „Am Ende bestimmen doch
die Gegenwartsziele die Geschichtsauffassung, und vorderhand sind einem die Ideale
zerschlagen"; vgl. Diener (wie Anm. 76) S. 74; S. 75 das Zitat betr. die „Studienrich-
tung".

102 Kantorowicz hat in Heidelberg nie gelehrt und ist deshalb auch nicht in unserem Gelehr-
tenlexikon berücksichtigt. Von den würdigenden Nachrufen und Reden auf ihn nenne ich
nur: Edgar Salin in: Historische Zeitschrift 199 (1964) S. 551-557; Friedrich Baetbgen
in: Deutsches Archiv 21 (1965) S. 1-17; Josef Fleckenstein in: Frankfurter Universitäts-
reden 34 (Frankfurt a.M.1964) S. 11-27; Nachdruck in: Fleckenstein (wie Anm. 96) S.
508-521. Weiterführend aber vor allem: Grunewald (wie Anm. 100).

103 Selbstdarstellung (wie Anm. 76) S. 23 f.

104 Kaiser Friedrich II. in der Auffassung der Nachwelt (Stuttgart, Berlin, Leipzig 1925) -
Schriftenverzeichnis Nr. 153. - Ebd. S. 57 f. hat Hampe auch die 1922/23 aus dem Ge-
orge-Kreis kommende Übersetzung und Interpretation der Staatsschriften Friedrichs II.
 
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