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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0221
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— 176 —

Venen des Unterleibs zu verdanken habe. — Die in Frage
kommenden Kanäle dienen hier zum Durchgang des Atems.
Es darf nicht vergessen werden, daß Susruta, einer der
ältesten indischen Ärzte, von diesen drei Kanälen nichts
weiß. Er war aber mit der Anschauung vertraut, daß die
Arterien dazu dienen, die Luft im Körper zirkulieren zu
lassen. Das Pulsfühlen hatte in Indien den Zweck, fest-
zustellen, ob die Luft sich normal durch den Körper be-
wegte, wozu man auch die beiden Halsschlagadern befühlte.
Selbst ein Laie blieb also der Vorstellung nicht lange fern,
daß sich rechts und links vom Halse eine starke Luftader
befände, die man dann leicht mit den Nasenlöchern resp.
der Nasen-Rachenhöhle in Verbindung bringen konnte.
Wenn dem Yogin der weitere Verlauf der drei Kanäle hinter
den Rippen, also vom Schlüsselbein abwärts, mangels an
genaueren anatomischen Kenntnissen verborgen bleiben
mußte, so lag es für ihn doch nahe, anzunehmen, daß auch
im Brustkasten das Verhältnis von Idä und Pingalä zu
Susumnä dasselbe blieb wie vorher. „Was den Unterleib
betrifft", sagt Walter p. X, „so ist es zum Mindesten
merkwürdig, daß der Yogin den Kanda, in dessen Um-
gegend sämtliche Nädi, also auch Idä, Pingalä und Susumnä
entspringen, halbwegs zwischen Nabel und pudendum ver-
legte, also auf eine Fläche ungefähr horizontal mit dem
fünften Lendenwirbel, und daß in Wirklichkeit auf der
Höhe zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel die
aorta abdominalis sich in die beiden arteriae iliacae ver-
zweigt. Ich glaube, es liegt durchaus nicht außerhalb des
Bereichs der Möglichkeit, daß diese anatomische Tatsache
schon in ziemlich früher Zeit zur Kenntnis des einen oder
des andern Yogin gelangte, der natürlich nichts Eiligeres
zu tun hatte, als dieselbe auf seine Weise zu deuten und
seiner Theorie zu Nutze zu machen. Er hielt eben die aorta
abdominalis für die Fortsetzung der trachea".

Pingalä (mit dem Synonymon Sürya) ist der rechtsseitige Kanal,
der in das untere Ende der Susumnä mündet. Vgl. unter Idä.

Präna, der aufwärtsgehende Atem, im Gegensatz zu Apäna,
dem abwärtsgehenden. Von der aus den Upanisads be-
 
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