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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Pfeifer, Hans: Der siebenarmige Leuchter im Dome zu Braunschweig
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Schneiders, Christian: Ornamentale Grisaillefenster in der Abteikirche zu Altenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0039

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49

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

50

Schiller zu 7 Ctr. an, während Bethmann das-
selbe zu 13 Ctr. angenommen hat; dasselbe
beträgt 429,45 kg.

Für die Wiederherstellung des Leuchters
mufste es sich selbstverständlich auch um die
Ergänzung der fehlenden Ziertheile handeln.

Wie bei jeder Darstellung in der Kunst des
Mittelalters ein bestimmter Gedankengang ver-
folgt ist, so hat auch den Darstellungen an
unserem siebenarmigen Leuchter ein bestimmter
Gedankengang zu Grunde gelegen. Bereits der
verstorbene Baurath Wilbe hat Vorstudien zur
Ergänzung der fehlenden Leuchtertheile gemacht,
die als schätzbares Material bei den Wieder-
herstellungsarbeiten gedient haben. Es würde
zu weit führen, auf die Ikonographie der Dar-
stellungen an den romanischen Leuchtern hier
einzugehen, und ich mufs mich darauf be-
schränken, auf die Arbeiten von Anton Springer
in den „Mittheilungen der k. k. Central-Kom-
mission",10) auf Martin et Cahier's „Melanges
d'Archeologie" und andere Werke hinzuweisen.

Für die Ergänzung der Füllungen des Leuch-
terfufses war der Rheimser Leuchter ein ge-
gebener Anhalt. Die Evangelistenfiguren am
ersten Emailleknaufe geben einen weitern Stütz-
punkt, und es mufste darauf ankommen, das
Erhaltene einem bestimmten Gedankengange
einzugliedern.

Von der Annahme ausgehend, dafs der
Leuchter selbst Christus symbolisirt, der auf
das alte Testament sich stützend, seine Lehre
durch die Evangelisten in alle Welt verkünden
läfst, zur Verwandlung des Bösen in's Gute,
des Schattens in's Licht, sind auf den vier
Füllungen des Leuchterfufses die Vorboten der
Lehre Christi, die vier grofsen Propheten Jesaias,
Jeremias, Ezechiel und Daniel, umgeben von
den Haupttugenden, Klugheit, Gerechtigkeit,

10) »M. d. k. k. C.<- Bd V S. 3C9 ff.

Mäfsigkeit und Stärke, angebracht; zwischen
diesen aber die personifizirten Paradiesflüsse
Phison, Geon, Euphrat und Tigris als Quellen
der Offenbarung im alten Bunde.

Der erste Emailleknauf enthält auf den vier
Schildern die Evangelisten, unter diesen aber
in dreiviertel runden Füllungen sind die licht-
scheuen Thiere zwischen Rankenwerk ange-
bracht, oberhalb lichtfreundliche Thiere, welche
den Schaft, den Leuchter, der Christus darstellt,
umflattern, hochfiiegend zum Lichte. Am oberen
Knaufe aber finden wir die Weltgegenden in
den vier Winden Aquilo (N), Auster (S), Ze-
phir (W) und Eurus (O) symbolisirt. Die Dar-
stellungen an den Emailleknäufen bedeuten
hiernach, dafs Schlechtigkeit und Finsternifs
durch die von Christus ausgehende, von den
Evangelisten niedergeschriebene Lehre, über-
wunden und zum Guten und zum Lichte ge-
führt werden und diese Lehre durch die Jünger
Christi in alle Welt verbreitet wird.

Am Leuchterfufse also die Offenbarung
im alten, am Schaft die Offenbarung im neuen
Bunde. Die neuen Füllungen des Fufsgestells
sind von Prof. Küsthardt in Hildesheim mit be-
kannter Meisterschaft modellirt und in Lauch-
hammer, vortrefflich den alten Leuchtertheilen
angepafst, gegossen. Die Emaillen sind von
Hof-Goldschmied Hermeling in Köln, ange-
fertigt, nachdem durch zahlreiche Versuche der
ungemein schwer zu treffende Farbenton dieser
alten Emaillen wieder gefunden war. Bei der
Aufstellung der Entwürfe und Feststellung des
Gedankenganges hat, soweit ikonographische
Kenntnisse erforderlich waren, der auf dem
Gebiete mittelalterlicher Kunst bewanderte und
bekannte Herausgeber der Zeitschrift für christ-
liche Kunst, Domkapitular Schnütgen in zuvor-
kommender Weise mitgewirkt.

Braunschweig. Hans Pfeifer.

Ornamentale Grisaillefenster in der Abteikirche zu Altenberg

Mit 2 Abbildungen.

uf dem Gebiete der Glasmalerei hat

das XIV. Jahrh. eine Fülle von
schönen ornamentalen Fenstern her-
vorgebracht, welche auch für den
heutigen Glasmaler noch als mustergültig zu
betrachten sind. Unter diesen nehmen die Gri-

saillen und insbesondere die des Altenberger
Domes eine hervorragende Stellung ein.

Die Entstehung der grau in grau ausge-
führten Fenster wird auf ein Verbot zurück-
geführt, welches gegen Ende des XII. Jahrh.
an die Cisterzienser von ihren geistlichen
 
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